Zehnjähriges Bestehen mit Liedermacherin gefeiert

(01.11.2017)  „Schöner wäre es, wenn es uns nicht geben müsste.“ Mit diesen Worten begrüßte Esther Kroll, Vorstandsmitglied von Nordbahngemeinden mit Courage, die circa 50 Anwesenden im Gasthaus „Weißer Hirsch“ in Borgsdorf.

Vor genau zehn Jahren, am 30. Oktober 2007, hatte sich der Verein gegründet, der sich seitdem mit Bildungs-, Jugend- und kultureller Arbeit für Toleranz, Völkerverständigung und eine lebendige lokale Demokratie in den S-Bahn-Gemeinden einsetzt.

Anlass war ein Landesparteitag der NPD gewesen, der 2007 ebenfalls im Gasthaus „Weißer Hirsch“ stattfand. Hochrangige NPD-Mitglieder aus der Region hatten diesen, zunächst unbemerkt, nach Borgsdorf geholt.

Vereinsgründung Antwort auf NPD-Parteitag

Zunächst seien sie fassungslos und ohnmächtig gewesen, erzählten Peter Kunkel und Ariane Fäscher. Zusammen mit 18 weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern gründeten der damalige 1. Vorsitzende und seine Stellvertreterin schließlich den Verein, um dem Wirken der NPD in der Region etwas entgegenzusetzen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und den demokratischen Dialog zu suchen.

„Relativ einmalig“ sei der Verein in dieser Form, erläuterte Fäscher. Denn er entstand über Orts- und Parteigrenzen hinweg. Die vier Bürgermeister der S-Bahn-Gemeinden – Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Mühlenbecker Land und Glienicke – bekennen sich damals wie heute als Schirmherren.

Zwei von ihnen nahmen an der Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins teil. Während Glienickes Bürgermeister Dr. Hans Günther Oberlack auf die gute Zusammenarbeit zwischen den Kommunen am Beispiel des Brandanschlags auf das Vereinsmobil im Dezember 2016 verwies, plädierte Hohen Neuendorfs Bürgermeister Steffen Apelt dafür, nicht nur zu Wahlen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sondern die Bürger mehr in politische Prozesse miteinzubeziehen.

Musikalische Umrahmung durch Bettina Wegner und Freunde

Zur musikalischen Umrahmung des Empfangs konnten die Vereinsmitglieder die Liedermacherin Bettina Wegner gewinnen. Seit ihrer offiziellen Abschiedstournee vor zehn Jahren gestaltet die Musikerin nur noch gelegentliche Auftritte zusammen mit dem Chansonsänger Karsten Troyke und dem Gitarristen Jens-Peter Kruse.

Mit einer Stimme, die einen viermal so großen Saal gefüllt hätte, sang sich die Sängerin kurz vor ihrem 70. Geburtstag mit nachdenklichen und politischen Liedern in die Köpfe und Herzen der Zuhörer.

Selbst vertonte Texte von Georg Kreisler und Kurt Tucholsky, Lieder auf Jiddisch, Hebräisch und Englisch, aber auch eigene Lieder inklusive dem wohl bekanntesten Text von Bettina Wegner, „Sind so kleine Hände“, bildeten das fast anderthalbstündige musikalische Programm, für das sich die Zuhörer mit stehendem Applaus bedankten.