Böse Mädchen kommen überall hin!

Parallelen zum ersten Frauentag vor 87 Jahren

Literatur, die sich mit der heutigen Stellung von Frauen in der Gesellschaft beschäftigt, füllt mittlerweile Regale. Ein Buchtitel darunter lautet: Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin! Wer aber will schon böse sein, und was heißt hier böse?

"Frau - Macht - Politik", so lautet das Motto der diesjährigen brandenburgischen Frauenwoche. Zumindest bei den Begriffen Politik und Macht schwingt für manche Böses mit. Aber definiert man das Wörtchen "gut" mit angepaßt und unauffällig und das Wörtchen "böse" mit fordernd und selbstbewußt, bekommt dieser Spruch eine andere Wendung. Selbstbewußt Rechte einfordern - darum geht es für Frauen heute, wie vor 87 Jahren.

Erst 1908 war es Frauen überhaupt erlaubt worden, Mitglied in einer politischen Partei zu werden. Sie konnten damit zwar versuchen Einfluß auf die Politik ihrer männlichen Parteigenossen zu nehmen, aber ihnen blieb die aktive Mitwirkung in Parlamenten verwehrt.

Am 19.März 1911 fanden sich zum ersten Mal Hunderte von Frauen aus allen Schichten der deutschen Gesellschaft zu Demonstrationen zusammen, um lautstark auf diese Situation aufmerksam zu machen. Es war der erste Frauentag, und es gab eine klare und einigende Forderung: Das Wahlrecht für Frauen!

Diese Forderung war der kleinste gemeinsame Nenner. Denn gegensätzliche Interessen aufgrund sozialer Herkunft und politischer Grundanschauung ließen mehr nicht zu. Trotzdem: Das Aufkreischen in der vor allem bürgerlichen Presse, die die Frauen als "hysterische Weiber" beschimpfte, zeigt auf der einen Seite die Angst einer männlichen Gesellschaft vor Veränderung und auf der anderen Seite die Macht der Frauen.

Trotzdem konnte seitdem viel erreicht werden. Blickt man in die Geschichte zurück, zeigt sich, daß die notwendigen Anstöße zu Veränderungen entweder von Frauen selbst kamen, oder die meist männlichen Regierenden erkannten, daß sie Frauen politisch und wirtschaftlich gebrauchen können.

Die hohe Arbeitslosigkeit von Frauen gerade unserer Region, das Angewiesensein vieler alleinerziehender Frauen auf Sozialhilfe oder die überwältigende Mehrheit von Führungspositionen in männlicher Hand sind aktuelle Probleme, die Gefühle von Machtlosigkeit stärken. Um so wichtiger scheint es, das diesjährige Motto der Frauenwoche wörtlich zu nehmen: Frau(en) - M(m)acht - Politik!

Manuela Dörnenburg