Welle der Hilfsbereitschaft rollt für Nick

Über 1.700 Menschen registrierten sich als potenzielle Stammzellenspender

(19.02.2018)  Noch am Vorabend hatten die Organisatoren kurzfristig entschieden, die ursprünglich geplanten 32 Registrierungsplätze auf 44 aufzustocken. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig. „Es war im Vorfeld total schwer einzuschätzen, ob eher 100 oder 1.000 Leute kommen“, gestand Holger Mittelstädt, Leiter der Waldgrundschule Hohen Neuendorf, wo am Samstag die große Typisierungsaktion für den ehemaligen, an Blutkrebs erkrankten 13-jährigen Schüler Nick stattfand. Doch die Logistik und Organisation erwies sich als meisterhaft. „Es haben sich fast keine Schlangen gebildet, aber es gab in den fünf Stunden auch wenig Leerlauf“, so die Beobachtungen des Schulleiters.

Reger Betrieb im Mehrzweckraum

Allein in dem Mehrzweckraum, wo die Registrierung erfolgte, waren 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer durchgängig im Einsatz. Mit roten Kellen lotsten sie die hereinkommenden Menschen auf freie Plätze, überreichten die Registrierungsformulare und erklärten, wie der Abstrich von der Mundschleimhaut mittels Wattestäbchen funktioniert. An der Zwischenkontrolle wurde die Vollständigkeit der Daten und das Vorhandensein von Unterschrift und Wattestäbchen geprüft. Die Helfer an der Endkontrolle prüften ein weiteres Mal und baten zusätzlich um eine Geldspende. Denn eine Analyse der Probe bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, kostet jeweils 35 Euro.

Potenzielle Spender aus der ganzen Umgebung

Noch vor einem Jahr, bei einer vergleichbaren Aktion in Birkenwerder für die erkrankte Tessa, mussten sich die potenziellen Stammzellenspender mittels Blutspende typisieren lassen, was nicht nur komplizierter, sondern auch teurer war. Nun muss die Blutprobe erst abgegeben werden, wenn die Gewebemerkmale der Mundschleimhaut zu denen eines Patienten passen. Da sich bei der Aktion in Birkenwerder mehr als 1.300 Menschen typisieren ließen, gilt unsere Region mit über 9.000 registrierten potenziellen Stammzellenspendern als überdurchschnittlich abgedeckt. Auch deshalb waren die Organisatoren vorsichtig verhalten bei der Einschätzung der möglichen Resonanz. „Ich hatte keine großen Ziele gesetzt“, bekannte Stefanie Doss, eine von zwei Mitarbeiterinnen der DKMS, die die Aktion in Hohen Neuendorf begleiteten. Doch die Zahl der Teilnehmer überwältigte am Ende auch sie: Insgesamt 1.737 Menschen ließen sich am 17. Februar in der Waldgrundschule typisieren, davon viele aus Berlin.

„Tief beeindruckt und bewegt von der Solidarität“

„Ich bin einfach nur tief beeindruckt und bewegt von der Solidarität und Einsatzbereitschaft der vielen Leute“, brachte Bürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung Steffen Apelt das wohl vorherrschende Gefühl an diesem Tag auf den Punkt. „Es wird ja immer so viel über den Mangel von Zusammenhalt in der Zivilgesellschaft gesprochen. Das heute hier ist ein deutliches Statement, dass dieser Zusammenhalt da ist.“ Spontan spendete er 175 Euro für die Anzahl der Tore, die beim Torwandschießen zusammengekommen waren. Typisieren lassen hatte sich Apelt bereits zwei Wochen zuvor bei der Bewerbung der Registrierungsaktion.

Buntes Rahmenprogramm

Neben dem Torwandschießen sorgten ein Trödelbasar, ein Zweifelderballturnier, das Mobil des Berliner Basketballvereins ALBA Berlin, Näh- und Filzstand, Kuchen- und Würstchenverkauf für Unterhaltung im Rahmenprogramm. Hier waren weitere 40 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Zahlreiche Gewerbetreibende und Privatleute hatten Gewinne für die Tombola gesponsert. 633 verkaufte Lose generierten Spenden in Höhe von 2.500 Euro. Insgesamt kamen an dem Tag 22.587,44 Euro an Spendengeldern zusammen, die für die Finanzierung der über 1.700 Typisierungen verwendet werden.

Eine von vielen Aktionen

Die Typisierungsaktion an der Waldgrundschule war die bisher größte Veranstaltung, die von den zahlreichen Unterstützern ins Leben gerufen wurde. Aber sie war beileibe nicht die einzige. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, es waren so viele Sachen“, verdeutlichte Manuel Jasper, Nicks Fußballtrainer bei Blau-Weiss Hohen Neuendorf und Kopf der Initiativgruppe, bei dem die Fäden in den letzten Wochen zusammenliefen. Kuchenbasare an mehreren Grundschulen, 40 Spendendosen in Hohen Neuendorf, Birkenwerder und Berlin, mediale Unterstützung durch die regionale Presse und überregionale Radiosender und vor allem die unglaubliche Solidarität durch die Fußballgemeinschaft sorgten für Spenden und kleine Registrierungsaktionen im Umfeld von Benefizturnieren und regulären Fußballspielen.

„Über die Welt des Sports haben wir alle Fußballvereine in Berlin und Umgebung erreicht“, resümierte Jasper stolz, „und es ist noch nicht vorbei“. So wird auch beim Landespokal-Halbfinale zwischen FSV Fürstenwalde/Spree und Energie Cottbus, bei dem über 4.000 Zuschauer erwartet werden, für eine Unterstützung für Nick geworben. „Wir wünschen uns von Herzen, dass ein Spender für Nick gefunden wird. Dann hat sich die Arbeit der letzten Wochen gelohnt.“

Wer die Typisierungsaktion für Nick finanziell unterstützen möchte, kann eine Spende unter dem Verwendungszweck "Nick" auf das extra eingerichtete DKMS-Konto mit der IBAN DE 6610 0708 4801 5123 1812 überweisen. Spender erhalten auf Wunsch eine Spendenbescheinigung fürs Finanzamt. Wer sich zuhause als möglicher Spender registrieren lassen will, findet auf der Internetseite der DKMS weitere Informationen.