Vier Ehrenamtspreisträger und eine Eistorte

Stadtempfang im Zeichen des 20-jährigen Stadtrechts

(17.06.2019)  Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Medizin, Zivilgesellschaft, Nachbarkommunen und Partnerstädten konnte Bürgermeister Steffen Apelt am 14. Juni im Rathaus begrüßen. Dazu gehörten unter anderem Hohen Neuendorfs ehemalige Bürgermeisterin Monika Mittelstädt (1992-2008) und Brandenburgs ehemaliger Innenminister Alwin Ziel (1991-1999). In Form einer Podiumsdiskussion beantworteten sie Fragen von Moderatorin Ariane Fäscher zur Entwicklung Hohen Neuendorfs nach der Wende, zum erlangten Stadtrecht, Erfolgen und Misserfolgen und zur Zukunftsperspektive der Stadt.

Podiumsdiskussion mit persönlichen Einblicken

Die Berliner Wasserbetriebe als stabiler Partner für Wasser und Abwasser, Seniorenclubs in drei Ortsteilen und die Kindergärten waren für Monika Mittelstädt wesentliche Erfolge ihrer Amtszeit. Sie zeigte sich dankbar über die Investoren, die Wohnungsbau und Gewerbeansiedlungen ermöglichten und bedauerte verpasste Chancen, wie die Ansiedlung eines Onkologischen Instituts oder die fehlende Unterstützung von Seiten des Landes.

Bereits in seinem Grußwort war der Hohen Neuendorfer Alwin Ziel auf die Schwierigkeiten beim Erlangen des Stadtrechts, insbesondere das fehlende Ortszentrum, eingegangen. Nur dank zahlreicher Verbündeter in Land, Kommunen und auch in der Wissenschaft sei es möglich gewesen, „dass die Stadt Stadt wird. Denn so ein Stadtrecht bekommt man nicht einfach geschenkt“. In der Podiumsdiskussion wiederum plädierte Ziel vor allem für ein starkes Bündnis der S-Bahn-Gemeinden: „Wir brauchen mehr als dieses Hohen Neuendorf, um politisches Gewicht in Potsdam zu haben.“ Für die Zukunft wünschte er sich „mehr intelligente Industrie und Forschung“ in Hohen Neuendorf und nannte als positives Beispiel das weltweit renommierte Länderinstitut für Bienenkunde.

Bürgermeister Apelt wiederum würde den Beschluss zur Aufweitung der Bahnunterführung in der Karl-Marx-Straße gerne rückgängig machen: „Die Deutsche Bahn hätte die Aufweitung so oder so machen müssen. Und wir hätten an der Stelle fünf Millionen Euro gespart.“ Als wichtigen Schritt bezeichnete er den Beschluss zur Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Denn fehlender Wohnraum und die Verkehrsproblematik seien wesentliche Baustellen der Gegenwart und Zukunft.

Politische Begrüßungsrede

In seiner Begrüßungsrede war Bürgermeister Apelt zuvor auch auf die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen eingegangen. „Wir sollten es uns nicht zu einfach machen und die Wähler der AfD in die rechte Ecke oder als Besitzstandswahrer darstellen“, mahnte er. Es gelte, die Nöte der eigenen Bevölkerung nicht aus dem Blick zu verlieren. Dort, wo Politiker ansprechbar seien, auf kommunaler Ebene, hätte die AfD schlechter abgeschnitten als auf europäischer Ebene. Für Apelt ein Indiz für die Wichtigkeit der Nähe zwischen Politikern und Wählern. Auf Landesebene plädierte Apelt für eine Gesetzesänderung, die es Amtsträgern wie Bürgermeistern erlaube, ein gewonnenes Mandat für Kreistag oder Kommunalvertretung auch annehmen zu dürfen. Und beim Thema öffentlicher Personennahverkehr forderte Apelt den Landrat direkt auf, das Prinzip von Bedarf und Angebot umzukehren und erst das Angebot von Busverbindungen zu schaffen.

Auszeichnung der Ehrenamtspreisträger

Über den diesjährigen Ehrenamtspreis der Stadt konnten sich vier Hohen Neuendorfer freuen: Die ehemalige Inhaberin der Buchhandlung Behm, Anneliese Behm, würdigte die Stadt für ihr kulturelles Engagement seit Mitte der 1990er Jahre in Form von Lesungen in ihrer Buchhandlung, als Lesepatin an zwei Grundschulen sowie als aktives Mitglied im Kulturkreis Hohen Neuendorf.

Für ihre ehrenamtliche Arbeit als Schiedsfrau seit 2013 im Zuständigkeitsbereich Stolpe, Borgsdorf und Bergfelde sowie für ihre Unterstützung als passives Mitglied im Bogenschützenclub BSC Hohen Neuendorf erhielt die Bergfelderin Kerstin Engelhardt den Ehrenamtspreis 2019 der Stadt.

Seit mehr als 20 Jahren ist Manfred Hick kommunalpolitisch aktiv. Als Hohen Neuendorf das Stadtrecht erhielt, war der Borgsdorfer Mitglied im Bau- und Umweltausschuss und später dessen Vorsitzender. Er brachte sich aktiv in die bauliche Entwicklung Borgsdorfs ein, aber auch als Unterstützer der Neubauten von Waldgrundschule und Grundschule Niederheide. Seit 2002 engagierte sich Manfred Hick im Sportverein FSV Forst Borgsdorf und führte den Verein von 2007 bis 2015 als Vorsitzender. In Würdigung seines langjährigen Engagements erhielt Manfred Hick den dritten Ehrenamtspreis des Abends.

Den vierten Ehrenamtspreis überreichte der Bürgermeister an Angelika Stobinski für ihr unermüdliches, jahrzehntelanges Wirken für Kultur und Weltoffenheit. Angelika Stobinski gestaltet maßgeblich den Kulturkreises Hohen Neuendorf seit 1996 mit und hatte mehrfach dessen Vorsitz inne. Sie engagierte sich insbesondere zu kulturell-politischen Themen wie die Aufarbeitung jüdischer Schicksale, die Integration von Geflüchteten und für eine tolerante Zivilgesellschaft, die heute in der AG Brot und Salz eine Plattform finden. 2006 gelang Angelika Stobinski die Aufdeckung eines NPD-Parteitages in Hohen Neuendorf, infolgedessen sich das Bündnis „Nordbahngemeinden mit Courage“ gründete.

Geburtstagsgeschenke aus den Partnerstädten

Wie es sich für eine Geburtstagsfeier gehört, wechselten auch zahlreiche Geschenke an diesem Abend die Hände. So überreichte die Delegation aus der polnischen Partnerstadt Janów Podlaski unter Leitung des neu gewählten Bürgermeisters Leszek Chwedczuk ein Gemälde mit Motiv vom Pferdegestüt. Aus Fürstenau gab es vom ehemaligen Bürgermeister Herbert Gans und seiner Nachfolgerin Manuela Nestroy die Figur eines jungen, aufstrebenden Sachsenrosses. Zur Stärkung des Gesundheitsprofils der Stadt Hohen Neuendorf überbrachte Hannelore Keil im Namen der Stadt Müllheim eine „Himmelsliege“, die auf dem Rathausvorplatz installiert wurde. Der Erste Stellvertretende Bürgermeister der französischen Partnerstadt Bergerac Marc Léturgie, der sich am Vortag bei einer Fahrradtour von der Lebensqualität Hohen Neuendorfs überzeugt hatte, überbrachte wiederum die besten Grüße von Bürgermeister Daniel Garrigue. Von Seiten Hohen Neuendorfs ging jeweils ein Set Boule-Kugeln an die Partnerstädte.

Wasserturmschokolade und Gedenkmünze für jeden Gast

Nach dem offiziellen Programm verteilten sich die rund 150 Gäste auf Ratssaal, Foyer, Innenhof und Außenbereich, ließen sich das Buffet vom Restaurant „Zum Grünen Turm“ schmecken, lauschten den Saxofon- und Klavierklängen des Musikduos „Schlüter & Steglich“ und genossen das schöne Wetter bei anregenden Gesprächen. Die große Geburtstagstorte aus Eis mit vier Geschmacksschichten kam bei den Besuchern ebenso gut an wie das kleine Geburtstagsgeschenk - eine Wasserturmschokolade und eine Gedenkmünze „20 Jahre Stadtrecht“ – das jeder Gast zum Abschied erhielt.