Erster Dichterwettstreit reüssierte in Borgsdorf

(03.03.2017)  Am 24. Februar veranstaltete das junge Team des Kulturvereins "Hyperion e.V.", bekannt für die Organisation der Gameshow "Wer besiegt Paul?", die Premiere seines neuen Poetry Slam Formats "Jedes Wort Zählt".

Das Konzept: Acht Poeten traten erst in großen Vorrunden, dann in einem kleineren Finale mit selbst verfassten Texten auf die Bühne des Borgsdorfer Landgasthauses "Weißer Hirsch" und durften das Publikums mit Texten, von Satire über Epos bis hin zu neuen Märchen, begeistern. Dabei bewiesen die Poeten neben Sinn für Humor auch einen für lyrisch verpackte Gesellschaftskritik. Laut Ruppert Groß, einem begeisterten Zuschauer, sei Jedes Wort Zählt "auf jeder Ebene unterhaltsam: organisatorisch, lyrisch und ka-ba-ret-tis-tisch“.

Im Sinne der Gesellschaft sollte auch der Auftritt des Birkenwerderer Bürgermeisters Stephan Zimniok mit Tessa Szereiks und ihren Freunden stehen. Sie nutzten die Gelegenheit, noch ein letztes Mal vor der großen DKMS-Stammzellenspendenaktion Werbung auf einer großen Bühne zu machen und damit hundert Menschen zu erreichen.

Publikum zugleich auch Jury

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen dann eben jene Hundert, die als Publikum und gleichzeitig Jury maßgeblich über den Verlauf des Slams entschieden. Abgestimmt wurde mit Handy - eine deutschlandweite Neuheit in der Szene. Zuschauer konnten Künstler unmittelbar und unverfälscht bewerten, ins Finale schicken und letztlich zum Sieger küren. Und nicht nur das - sie durften außerdem entscheiden, was der Sieger der Veranstaltung gewinnen sollte. Gegen Ende der Veranstaltung ging in diesem Sinne ein "Siegerbeutel" durch die Reihen, welcher dann nach und nach mit Sach- und kleinen Geldspenden gefüllt wurde. Diesen Beutel gewann Marvin Weinstein, ein deutschlandweit bekannter Berliner Slam Poet und Buchautor, der in seinem Siegertext eine Liebeserklärung an die Literatur präsentierte.

"Poetry Slam der Superlative"

Mit seiner Veranstaltung stach "Hyperion" aus der aktuellen Slamszene heraus. Das, was normalerweise in kleinen Kneipen seinen Platz findet, wurde in Borgsdorf groß und vor allem professionell aufgezogen. Max Gebhard, der als Slam Poet schon viel Bühnen gesehen hat und den zweiten Platz belegte, lobte: "Nicht einmal Produktionen, die explizit für die breite Öffentlichkeit gemacht werden, arbeiten so gut geplant und aufwendig. Das ist ein Slam der Superlative". Und das, obwohl die Organisatoren ohne Ausnahme ehrenamtlich arbeiteten. Niemand verdiente an diesem Abend Geld. Im Gegenteil, die Premiere sollte trotz Ticketverkauf sogar ins Minus gehen. Dennoch ließen die positive Resonanz des Publikums und der damit verbundene Erfolg der Show das Team noch am selben Abend eine Fortsetzung des Formats im April oder Mai versprechen.

[Text: Lucas Schemenz, Foto: Christoph Sprengler]