Oberschüler und Flüchlinge entwickeln Theaterstück
(04.05.2016) Das Selbstbewusstsein zu stärken, selbstsicher aufzutreten, wieder unbefangen auf andere Menschen zugehen zu können – das sind nur einige der Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Theaterprojekt "Nur Mut - Theater und Selbstvertrauen". Weitere Ziele sind: Gemeinsamkeiten entdecken, Vorurteile abbauen und fremde Menschen und Kulturen kennenlernen, denn dieses Theaterprojekt hat eine Besonderheit: Es richtet sich gleichermaßen an die Schülerinnen und Schüler der Dr. Hugo Rosenthal Oberschule wie an minderjährige Flüchtlinge aus der Umgebung.
Initiiert hat das Projekt Ulrike Hanitzsch. Die Schauspielerin und Dozentin lebt seit vier Jahren in Hohen Neuendorf und hat mit Schulleiterin Katharina Schlumm eine engagierte Partnerin für das interkulturelle Theaterprojekt gefunden. Vor zwei Jahren führte Hanitzsch an zwei Wiener Schulen bereits erfolgreich ein ähnliches Projekt durch. Über den Schulförderverein beantragten sie nun die Förderung eines solchen Theaterprojekts in Hohen Neuendorf, die im Rahmen des Bundesprogramms "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" bewilligt wurde.
Am zweitägigen Auftaktworkshop Ende April nahmen circa 20 interessierte Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren teil, darunter fünf minderjährige Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, die in Birkenwerder und Borgsdorf leben. Neben Bewegungsspielen, Übungen zu Präsenz, Körperbewusstsein und Aufmerksamkeit, sammelten die jungen Menschen bereits Inhalte, um die es im Theaterstück gehen könnte. Aktuelle gesellschaftliche Themen, die eigene Position darin sowie biografische Elemente werden während der Proben in der Gruppe reflektiert und mit den Mitteln des Theaters künstlerisch zu einem Stück geformt.
"In diesem komplexen Prozess steht der Mensch ganzheitlich im Mittelpunkt - mit seinem Intellekt, seinem körperlichen Ausdruck und seinen Emotionen - mit seiner einzigartigen Biografie und dem großen Potenzial, das daraus erwächst. Selbstständiges Denken, die Fähigkeit, Konflikte kreativ zu lösen, persönliche Stärke und Teamfähigkeit - diese Schlüsselkompetenzen werden im Theaterunterricht kontinuierlich und nachhaltig gefördert“, erläutert Ulrike Hanitzsch die Ansprüche des Projekts. "Der Auftaktworkshop verlief sehr vielversprechend“, berichtet die Kursleiterin über die erste Begegnung. "Alle Jugendlichen haben sich mit tollen Ideen eingebracht, waren sehr offen, engagiert und mit viel Spaß bei der Sache. Die jugendlichen Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien waren sofort und unkompliziert Teil der Gruppe und herzlich aufgenommen. Sie sind mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache und strahlen aufgrund ihrer besonderen Erlebnisse oft eine beeindruckende Kraft und Präsenz aus. Es wird sicher ein spannender gemeinsamer Weg, auf den ich mich sehr freue“, verrät die Kursleiterin.
An ihrem Stück arbeiten die Jugendlichen nun in wöchentlichen Proben. Die Aufführung ist für Dezember vorgesehen. Zum Schulfest im Sommer sollen bereits erste Szenen präsentiert werden.