Schritt für Schritt. Neues Kunstwerk am Boulevard

Die Glienicker Künstlerin Heike Adner plädiert für mehr Langsamkeit, um mehr vom Leben zu erleben.

(7. August 2020)  "Kunst ist Kommunikation über das Innere, das durch die Interpretationen und Geschichten der Menschen sichtbar wird. Das ist wichtig in unseren Zeiten". Die Glienicker Künstlerin Heike Adner hat eine Installation für den Skulpturen Boulevard erarbeitet, die seit Freitag zu sehen ist. Sie besteht aus einer filigranen, pastellfarbenen Frauenfigur aus Terrakotta-Ton mit Chamotte-Anteil auf rosa Marmorkiesel, ergänzt durch weiße Blüten aus Paperclay-Ton, der aufgrund der Papierfasern sehr fein gearbeitet werden kann, ohne zu brechen. Noch am letzten Tag kamen im offenen Feuer gebrannte Muscheln dazu.

"Ich erzähle eine Geschichte. Schritt für Schritt, nenne ich diese Installation. Mit wachen Augen geht die Frau durch ihr Leben und entdeckt es und sich selbst Schritt für Schritt. Muscheln bergen ebenfalls tiefe Geheimnisse.", beschreibt die Künstlerin ihr Werk. Explizit möchte sie keine Geschichte vorgeben, sondern Menschen sollen ihre eigenen Geschichten entdecken und sich darüber austauschen, um sich und einander besser kennen zu lernen. Für den Skulpturen Boulevard und seine Macher vom Freundeskreis des Skulpturen Boulevards e.V. hat sie sehr viel Anerkennung für die Idee und die gleich liebevolle wie kompetente Umsetzung. "An diesem Ort am Wald kann man Ruhe spüren. Die Kunst in ihrer Komposition mit der Straße macht was mit der Straße und dem Wald - was für eine tolle Idee!".

In der Glaspyramide ersetzt die neue Installation für die nächsten beiden Jahre die Skulptur "Verpuppung" ihres Glienicker Künstlerkollegen Uwe Tabbatt. Der Versicherungswert ist mit 7.300 Euro beziffert. 

Insgesamt ist die Open Air Galerie seit ihrer Eröffnung auf 18 Kunstwerke gewachsen, beschreibt Initiator und Kurator Roland Matticzk. Am "Wahrzeichen" des Boulevards, dem Mondkuss, der inzwischen von den Kommunen angekauft wurde, treffen sich Liebespaare für ein Foto. Für Roland Matticzk macht gerade die abwechslungsreiche "Farbigkeit", die mit dem (Straßen-) Raum spielt, die Spannung und Schönheit der Anlage aus. In diesem Jahr werden weitere vier Kunstwerke auf dem Boulevard gewechselt.

Kunst schließt Menschen auf, die verborgenen Schätze in sich zu entdecken, denkt Heike Adner: "Langsamkeit tut uns allen gut! Wenn Menschen hier stehen bleiben und es anfängt, bei den Menschen zu spielen - dann bin ich glücklich!" Von Glück alleine können jedoch Künstlerinnen und Künstler nicht leben, die auch durch die Corona-Situation stark beeinträchtigt sind. Nur etwa 3 % der Künstler schaffen den Durchbruch und können von der Kunst leben, richtet die Künsterlin Kritik an den Kulturbetrieb. "Kunst kann und sollte als Mittler für Kommunikation jenseits der Kommerzialität funktionieren", appelliert sie.