Junge Musiker begeistern beim Band-Wettbewerb

Die Band "cry for fun" darf als eine Siegerband beim Bürgerfest auftreten.

(24. Mai 2022) 

„Heute können Sie erleben, was für tolle Sachen aus dem Bürgerhaushalt entstehen können“, begrüßt Bürgermeister Steffen Apelt das Publikum im Garten des Wasserwerks. Drei Bands und zwei Solisten sind durch den Vorentscheid gekommen und können hier ihr Können zeigen. Streetworker Andreas Witt ergänzt: „Wir sind total glücklich, sowohl den jungen Künstlern als auch den Zuhörern einen professionellen Rahmen bieten zu können. Hier haben wir nicht das typische Verhältnis eines eingeflogenen Stars zum Publikum, sondern es treten die Künstler von nebenan auf.“

Gleich zuerst Ariane aus Bergfelde. Sie wohnt in Bergfelde, ist 22 und macht gerade ein Praktikum beim Radio. „Ich werde hier mehrere Instrumente gleichzeitig jonglieren, weil meine Band heute leider keine Zeit hat. Darum bin ich schon ziemlich aufgeregt“, verrät sie.  Von Schüchternheit ist dann aber nichts zu merken, als sie mit kräftiger Stimme „This is me“ singt, einen Song, den sie selbst geschrieben hat. Ariane scheint das Musizieren so selbstverständlich zu sein, dass sie sogar mitten im Lied zwischen Keyboard und Akustikgitarre wechselt und nebenbei noch das Publikum zum Mitklatschen animiert.

Rockiger und vielleicht ein wenig aggressiver klingen die Rattlesnakes aus Hohen Neuendorf. Alle Musiker sind zwischen 16 und 17 Jahren alt und gehen in verschiedene Schulen, treffen sich seit über fünf Jahren mindestens ein Mal in der Woche zum Üben. Sogar die Corona-Lockdowns haben sie online probend überstanden. Sie sind so gut aufeinander eingespielt, dass die Begeisterung überspringt und die Zuhörer anfangen, den Takt zu schlagen und mitzuwippen.

Mit jeder Pause scheint es im Wasserwerk etwas voller zu werden. Ungefähr 130 Gäste sind gekommen, um die Nachwuchsbands kennenzulernen. Neben Kindern und Erwachsenen sind da natürlich vor allem Jugendliche, die ja zum Stammpublikum im Wasserwerk gehören, vielleicht mit den Musikern in dieselbe Schule gehen oder im gleichen Verein trainieren.

Auch die Mitglieder von Gloss Over sind 16 oder 17 Jahre alt. All ihre Songs sind selbst verfasst. „City of Abomination“ (Stadt der Scheußlichkeit) heißt einer, dessen Text aus dem Ärger über die Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt entstanden ist und zur Rücksichtnahme auffordert. „Passt doch auf, was ihr mit unserem Planeten macht“, erklärt Sängerin Paulina.

In der Jury, die die Musiker bewerten soll, sitzen auch Sabrina und Hannah Schubert, von denen der Vorschlag im Bürgerhaushalt stammte. „Wir standen im Lockdown auf dem leeren Rathausplatz und waren wirklich traurig, weil gar nichts mehr stattfand. Kein Fest, kein Konzert“, erzählen Mutter und Tochter. So sei die Idee geboren, den jungen Bands eine Bühne zu bieten und den Hohen Neuendorfern ein Konzert. „Ich war so überrascht, als wir dann schon bei der Vorauswahl helfen durften, um die Bands für diesen Abend zu bestimmen“, sagt Sabrina Schubert.

Dann kommt Juli Sy auf die Bühne und erzählt: „Ich habe angefangen zu singen, als ich anfing zu sprechen, aber Klavierspielen bringe ich mir erst seit etwa einem Jahr bei.“ Allein auf der Bühne zu stehen ist ganz anders als in Gemeinschaft mit seinen Freunden. Wenn die Noten in der falschen Reihenfolge auf dem Pult stehen und man noch einmal von vorn anfangen muss. Doch Juli Sy redet ganz professionell mit den Zuhörern und begeistert sie mit ihrer ausdrucksstarken Stimme.

Die letzte Band auf der Bühne heißt „cry for fun“. Auch sie bieten einen Mix von gecoverten und selbstgeschriebenen Liedern. Der Rhythmus dröhnt und die tiefen Töne, die Sänger James mit Leichtigkeit trifft, grummeln im Magen. Es ist nicht zu spüren, dass die Band sich erst seit kurzer Zeit wieder in der Kreismusikschule zum Üben treffen kann. Wer Lust hat, die Band wieder zu hören, ist auf den Oranienburger Regionalmarkt im September eingeladen.

Mit Begeisterung gehört Manfred Schmidt, der Direktor der Kreismusikschule, zur Jury. „Ganz unterschiedliche Musik steht hier absolut gleichwertig nebeneinander“, sagt er. „Wichtig ist natürlich, ob der Funke überspringt und ob man als Zuhörer angerührt wird. Aber ich bin hier, um das handwerkliche und fachliche Können zu beurteilen und vielleicht hier und da meinen Rat anzubieten.“

Die Jury braucht dann auch länger, als erwartet, um sich zu entscheiden. „Wir haben uns die Köpfe heißgeredet“, sagt Andreas Witt, der alle Musiker zu sich auf die Bühne holt. Den Auftritt auf dem Bürgerfest beim Rathaus am 25. Juni teilen sich „cry for fun“ und Juli Sy. „Die Rattlesnakes“ bekommen eine Studioaufnahme spendiert und Ariane und „Gloss Over“ jeweils einen im Wert verdoppelten Gutschein, um Noten oder Instrumente zu kaufen.

Damit ist das Musikfest aber immer noch nicht zu Ende. Die Gewinner des Band Contest von 2019, „Melotorium“ lassen heiße Rhythmen durch die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit schallen. Ihnen merkt man die über zahlreiche Auftritte gewonnene Souveränität an. „So ein Sieg schweißt zusammen“, sagt Jakob Jerye, der bei „Melotorium“ am Synthesizer steht und nach dem Abi Musiklehrer werden will.

(Text und Foto: Daria Doer)