Investor für Asyl-Unterkunft zu Gast im Ausschuss
(06.11.2015) Am 3.11. stellte der Privatinvestor Roland Schuh von der Firma „Immo Schuh Berlin“ im Stadtentwicklungsausschuss seine Pläne vor, auf dem Grundstück in der Ahornallee / Ecke Paulstraße in Bergfelde eine Wohnunterkunft mit der Erstnutzung durch Asylbewerber bauen zu wollen. Den dafür erforderlichen Mietvertrag mit dem Landkreis gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch war mit Matthias Rink auch der für Asylfragen zuständige Dezernent des Landkreises zu Gast, um den ca. 60 anwesenden Anwohnern allgemeine Fragen zur Unterbringung von Flüchtlingen in Oberhavel und Hohen Neuendorf beantworten zu können.
Da für das Grundstück ein gültiger Bebauungsplan existiert, könnte der Investor grundsätzlich und ohne Beteiligung der Stadt nach den entsprechenden Vorgaben bauen. Doch beantragte er hinsichtlich Geschossigkeit, Dachform und Baugrenze Befreiungen von den Festsetzungen des B-Plans Nr. 01 „Ortsmitte“ Bergfelde, wofür ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung erforderlich ist.
Auf Grund der frühzeitigen Information der Fraktionsvorsitzenden und der Öffentlichkeit durch die Stadtverwaltung kam bereits vorab ein Dialog zwischen Investor, Anwohnern, einigen Stadtverordneten und Vertretern von Willkommensinitiativen zustande, der dazu führte, dass der Investor seine Baupläne am 3.11. mit einigen Abweichungen präsentierte:
Statt der ursprünglich geplanten vier Gartenhäuser im hinteren Grundstücksbereich sollen hier Stellplätze für 50-60 Autos entstehen. Die Wohngrundrisse in den beiden Hauptgebäuden passte der Investor so an, dass statt 215 Personen nur noch eine Maximalbelegung mit 156 Personen möglich wäre. Schuh hob hervor, dass diese Bauweise den Flüchtlingen bessere Rückzugsmöglichkeiten als in einer klassischen Gemeinschaftsunterkunft biete.
Kritik von Seiten der Anwohner gab es vor allem hinsichtlich der Massivität des Gebäudes bedingt durch die geplante Dreigeschossigkeit des straßenseitigen Wohngebäudes und des verbindenden „Querriegels“, in dem sich die Sozialtrakte befinden. Der Investor wiederum argumentierte, dass das straßenseitige Gebäude in der Ausführung als 3-Geschosser mit Flachdach kaum größer ausfalle als ein 2-Geschosser mit Steildach. Das Flachdach ermögliche dafür eine Solarthermieanlage und ein energieeffizientes Bauen nach KfW55-Standart. Der Querriegel wiederum überschreite zwar die Baugrenze um 7 Meter, diene aber als zusätzlicher Lärmschutz für die Anwohner. In der Nachnutzung könnten durch die Bauweise 36 Wohnungen entstehen. Schuh bat die Kritiker, sich das von ihm realisierte Bauprojekt in der Sperberstraße in Borgsdorf anzuschauen. Dies sei 2013 mit ähnlichen Argumenten von Stadtverordneten und Anwohnern abgelehnt worden, hätte im Nachhinein aber überzeugt.
Dezernent Matthias Rink wies darauf hin, dass der Landkreis auf Grund der aktuellen Zahlen der Landesregierung davon ausgeht, dass der Landkreis statt der geplanten 1.920 Flüchtlinge bis Jahresende 2.880 Asylsuchende unterbringen muss. Die Hauptlast der Unterbringung würden derzeit Hennigsdorf (Stolpe-Süd) und Oranienburg (Lehnitz) schultern. In Hohen Neuendorf, der drittgrößten Stadt des Landkreises, seien derzeit zwei Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht. Gemäß der dezentralen Unterbringungskonzeption des Landkreises sollen in
Hohen Neuendorf in den nächsten Monaten mehr als 800 Flüchtlinge unterkommen. Die Verbindung von Flüchtlingsunterkünften mit der Nachnutzung als regulärem Wohnraum spielt in der Konzeption des Kreises eine wichtige Rolle. „Wir werden das Problem nur in den Griff kriegen, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, appellierte Rink abschließend an die Anwesenden.
Da die von den Anwohnern zum Bauprojekt geäußerten Bedenken zum großen Teil auch von den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses geteilt wurden, vertagten diese den Antrag des Investors auf ihre nächste Sitzung am 8.12.. Sie baten Roland Schuh zudem, mehrere Varianten des Bauprojektes auszuarbeiten, die den städtebaulichen Aspekt in dem Gebiet stärker berücksichtigen sollen. Darin solle auch die konzeptionelle Überlegung Platz finden, von vornherein eine Mischung von Wohnungen und Asylunterkünften vorzusehen.
Foto: Im Stadtentwicklungsausschuss stellte Investor Roland Schuh (r.) seine Baupläne für Bergfelde vor.