Die "Bienenkönigin" verlässt ihren Bienenstock
(14.07.2017) Mit einem beindruckenden Tanz verabschiedeten sich die 338 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Niederheide am 14. Juli von ihrer langjährigen, sichtlich gerührten Schulleiterin Ilona Petrausch. „Die Choreografie haben die Schüler in den letzten drei Monaten heimlich in den Sportstunden einstudiert. Nur ein einziges Mal konnten wir gemeinsam in der großen Sporthalle proben, da Frau Petrausch an diesem Tag außer Haus war“, erläutert die stellvertretende Schulleiterin Tanja Gruber.
Vom Leistungssport zur Schulleiterin
Um alle Tänzerinnen und Tänzer gut sehen zu können, musste die scheidende Schulleiterin auf einen Sprungkasten klettern. Kein Problem für die 63-Jährige, die ihre berufliche Laufbahn als Trainerin für Wasserspringen in Berlin begann. Da der Leistungssport mit Geburt und Betreuung ihrer Kinder nicht zu vereinbaren war, begann sie als Lehrerin für Schwimmunterricht in Berlin und später in Hennigsdorf. 1986 wechselte sie nach Hohen Neuendorf und unterrichtete Sportunterricht und andere Fächer. 1994 bewarb sich Ilona Petrausch, die seit 1960 in Borgsdorf lebt, um den Schulleiterposten der damaligen Gesamtschule in Hohen Neuendorf. Durch die Notwendigkeit einer weiteren Grundschule in der Stadt waren im Gebäude der "Roten Schule", die auslaufende Oberschule, die Jahrgänge 9 und 10 sowie die neue Grundschule mit zwei ersten Klassen untergebracht. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, waren noch mehrere berufsbegleitende Fortbildungen in den Fächern Deutsch und Mathe nötig. Zusätzlich absolvierte Ilona Petrausch noch ein zweijähriges Studium in Sonderpädagogik an der Humboldt Universität. Im Jahr 2011 war die neue Grundschule in der Niederheide bezugsfertig, mit Ilona Petrausch als Schulleiterin.
Die "Bienenköniging" verlässt ihre "Waben"
Nachdem die Schüler ihren Tanz beendet hatten, setzten sie sich brav in Formation auf den Hallenboden. Als sich die Schulleiterin für ein Pressefoto zwischen ihre Schüler setzen wollte, kam plötzlich ungeahnte Bewegung ins Motiv: Wie eine Welle strömten die Schüler auf ihre Schulleiterin zu, rückten dicht an sie heran und wuchsen zu einer riesigen Gruppe, in der Ilona Petrausch fast unterging.
Geradezu symbolisch war in diesem Zusammenhang das Bild, das Elternsprecherin Sina Vigano und die Vorsitzende des Fördervereins Sabine Dehne kurz zuvor als Erinnerung übergeben hatten: Ein Bild von dem Waben-Kunstwerk im Eingangsbereich der Grundschule, das jedes Jahr um weitere selbst gestaltete Keramikwaben der einzelnen Sechstklässler wächst, die die Schule mit Biene im Schullogo verlassen. Auch Ilona Petrausch durfte eine solche Wabe zum Abschied gestalten. Die Besonderheit: Künstlerin und Schulkindmutter Heidi Wurm gestaltete die Wabe zu einer Bienenkönigin um, die den Bienenstock verlässt.
Bürgermeister würdigt gute Zusammenarbeit mit Schulleitung
„Sie müssen vieles richtig gemacht haben“, zeigte sich Bürgermeister Steffen Apelt beeindruckt von der herzlichen Abschiedsveranstaltung. Zusammen mit dem Ersten Beigeordneten Alexander Tönnies und dem Fachbereichsleiter für Soziales, Sebastian Kullack, überbrachte er ein großes Blumengesteck und die besten Wünsche. „Wir als Stadt lassen Sie nicht gerne gehen, denn die Zusammenarbeit hat super funktioniert“, würdigte Apelt die Kooperation zwischen Grundschule und Stadt.
„Total irre“, bedankte sich wiederum Ilona Petrausch für die gelungene Überraschung bei ihrem Kollegium und den Schülern. „Es zeigt, was wir für eine super Schulgemeinschaft sind.“ Fast alle Schüler kennt die Schulleiterin beim Vornamen, nur bei einigen Erstklässlern ist sie manchmal unsicher. Mit einer Umarmung verabschiedeten sich zahlreiche Schüler persönlich bei ihr.
Nicht ganz aus der Welt
„Der Abschied fällt mir schon schwer“, gestand die 63-Jährige. „Wir haben eine Schule in staatlicher Trägerschaft aufgebaut, wer kann das schon sagen? Gründung, Bau, Einzug, Gestaltung, wir konnten unser sehr erfolgreiches Flex-Konzept verwirklichen und die Schule mit Leben füllen. Ich merke aber einfach, dass immer längere Pausen für die Regeneration nötig sind, und ich möchte mehr Zeit für die Familie“, begründet sie die Entscheidung für den vorzeitigen Ruhestand. „Und wenn’s am Schönsten ist, soll man schließlich aufhören“, ergänzt sie mit einem Lächeln.
Für den Abstand und zur Erholung geht’s nun erstmal mit ihrem Mann für drei Wochen zum Urlaub in den Schwarzwald. Anschließend müssen die Fenster gestrichen und der Keller trockengelegt werden. Ganz aus der Welt ist Ilona Petrausch für ihre Grundschule aber nicht. Zunächst einmal erfolgt während der Sommerpause die Übergabe an den neuen Schulleiter, Axel Fischer, um den reibungslosen Schulbetrieb ab dem neuen Schuljahr zu sichern. Dann steht da noch eine Klassenfahrt an, bei der sie als Betreuerin mitfahren wird. Und wer weiß, vielleicht kommt von ihren Schülern noch der ein oder andere Vorschlag, warum die beliebte ehemalige Schulleiterin unbedingt noch einmal bei ihnen vorbeischauen muss…