Wohnen, Verkehr und Kinder - Bergfelde wächst

Bürgermeister informiert im zweiten Stadtgespräch über Bauvorhaben und Stadtentwicklung in Bergfelde

(12. Spetember 2019)  Der Druck auf den Wohnungsmarkt in der Stadt Hohen Neuendorf ist groß. Mieten pro Quadratmeter bis 14,- Euro kalt werden aufgerufen. Bürgermeister Steffen Apelt sieht sich und seine Verwaltung in der Verantwortung, einem Verdrängungswettbewerb weniger begüterter Einwohner*innen in der Stadt durch die Steigerung des Immobilienangebotes insbesondere auch im preiswerten Wohnraumsegment entgegen zu wirken. Doch Hohen Neuendorf kann nicht mehr an den Rändern, sondern nur noch durch innere Verdichtung wachsen - auf innerstädtischen Brachen. Eine dieser Brachen liegt rund um den S-Bahnhof Bergfelde. Gestern Abend stellte sich Bürgermeister Steffen Apelt den Fragen und Sorgen der Bergfelderinnen und Bergfelder, die mit dem Einwohnerzuwachs Engpässe in Kita, Schule und insbesondere beim Verkehr fürchten. Mit rund 160 Besuchern war am Abend die Bergfelder Turnhalle bis auf den letzten Platz gefüllt.

Weniger Bebauung als im B-Plan von 1994

Bauamtsleiter Michael Oleck führte in die Thematik ein. Seit 1994 besteht an der S-Bahn in Bergfelde Baurecht - das hatten Verwaltung und Stadtverordnetenversammlung im letzten Jahr durch einen neuen Bebauungsplan bereits begrenzt. Bestehendes Baurecht zu reduzieren sei jedoch rechtlich schwierig betonte der Bauamtsleiter, so dass momentan von einem Zuwachs von bis zu 600 Menschen in Bergfelde ausgegangen wird. Dies allerdings verteilt auf mehrere Jahre. Mit einigen Investoren steht die Stadt in Abstimmung, andere, wie ein Immobilienfond, stimmen die Planungen nicht im Vorfeld mit der Stadt ab. Um den Charakter der Stadtteile zu sichern, hatte die Verwaltung bereits baurechtliche Schritte eingeleitet, damit Grundstücke nicht geteilt, mit großen Wohneinheiten bebaut oder Freiflächen eingeschränkt werden. 

Schnelle Lösung für das Verkehrsproblem auf der Brücke

Insbesondere die Verkehrssituation auf der S-Bahn-Brücke / B96a war den Bürgerinnen und Bürgern Anlass zur Sorge, denn einerseits rechnet die Bevölkerung mit einem erheblichen Verkehrszuwachs durch den Zuzug, andererseits beurteilen insbesondere Kinder und ältere Menschen die Verkehrssituation als unsicher. Seit vielen Jahren bemüht sich die Stadt bei der Deutschen Bahn um eine Verbesserung in Form entweder einer Brückenaufweitung oder eine sparate Fußgängerbrücke - bisher vergeblich, da die Brücke noch eine erwartete Lebensdauer von 40 Jahren aufweist bis sie saniert werden und damit baulich verändert werden wird. Vorgesehen ist daher nun eine permanente Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der Mittelstraße auf 30 Stundenkilometer. Infolgedessen könnte die Fahrbahnbreite auf 5,50 Meter eingeengt und ein Meter dem Bürgersteig zugeschlagen werden, so dass Gehwegbreiten von dann 2,50 und 2,30 Metern ein deutliches Plus an Sicherheit für die ungeschütztesten Verkehrsteilnehmer bieten wird. Eine Querung könnte vielleicht mithilfe von Zebrastreifen gelingen, lautete ein Vorschlag, den die Bauverwaltung aufgreifen und an den Landkreis herantragen wird. 

Keine Engpässe in Kita und Schule

Insbesondere Eltern wurden von der Frage nach einer ausreichenden Zahl von Kita- und Schulplätzen bewegt. Hier konnte Bürgermeister Steffen Apelt beruhigen, dass die Stadt bereits Lösungen in petto habe. So würde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine Erweiterung des Zauberwald-Campus geprüft. Auch die Verlagerung des Seniorenclubs in das jetzige Sportfunktionsgebäude von Grün-Weiß-Bergfelde nach dessen Umzug auf das neue Gelände kam ins Gespräch; dies würde sofort zusätzliche 30 Kitaplätze ergeben. Mit Investoren sei man ebenfalls über kleine, flexible Kinderbetreuungseinheiten im Gespräch. Die Bergfelder Grundschule würde künftig wohl dreizügig gefahren werden und gebe dies in der Kapazität auch her so der Bürgermeister. Er schloss aber bauliche Maßnahmen nicht aus. "Die Kinder haben Vorrang - wenn es sein muss, werden wir auch den Friedensplatz in die Überlegungen einbeziehen", sagte er am Abend in der Turnhalle. Die Schulverwaltung teilt bisher die Sorgen der Anwohner nicht, schließlich ziehen nicht alle Familien und Neubürger gleichzeitig zu und die Kinder sind auch nicht alle gleich alt, so dass sich der Bedarf verteilen wird. Schwierigkeiten bei der Kapazität der Oberschulen räumte Bürgermeister Apelt vor allem durch eine unzureichende Schulentwicklungsplanung des Landkreises Oberhavel ein. Landeselternrat-Sprecher Jan Alexy bestätigte zudem, dass es dadurch eine Leistungsauslese an den örtlichen Schulen gebe. Noten, Wohnortnähe und soziales Engagement sind häufig die ausschlaggebenden Kriterien für die Schülerauswahl an den Schulen.

Ausreichend Stellplätze durch Zentrumsnähe- und Bahnnähe

Mehrere Wortbeiträge des Abends wünschten sich weniger Versiegelung und aus klimatischen Gründen eine bessere Anbindung an den schienengebundenen Verkehr mit guten Park & Ride-Möglichkeiten. Die Parkplatzsituation wird einerseits durch einen P&R-Parkplatz am Bahnhof, der auch als Parkplatz für den künftigen Sportplatz genutzt wird, mit 76 Plätzen aufgefangen, der mit Hilfe einer Parkpalette auf 156 Parkplätze verdoppelt werden könnte. Parkplätze am Rande des Wohngebietes erschienen den Bergfeldern unrealistisch, da insbesondere ältere Menschen Lasten, wie beispielsweise Einkäufe, nicht weit tragen könnten. Aufgrund der Zentrumsnähe zu Bahnverbindung und Nahversorgung glaubt Bauamtsleiter Oleck jedoch daran, dass so mancher künftige Bewohner ganz ohne Auto auskommen wird. Insofern plädierten Bürgermeister und Bauamtsleiter auch dafür, zunächst Erfahrungswerte zu sammeln, inwiefern sich die angestrebte Lösung auf der Brücke und der zusätzliche Verkehr auf der B96a und zur S-Bahn hin entwickeln. "Wir arbeiten parallel an neuen Lösungen, aber glauben Sie mir", versicherte Steffen Apelt, "wir haben die gleichen Diskussionen in Hohen Neuendorf geführt und keine der Befürchtungen ist wahr geworden. Wenn es Probleme gibt, werden wir sie lösen!"

Spatenstich für das erste Bauprojekt

In derselben Woche fand der Spatenstich für das erste Bauprojekt im Zentrum Bergfeldes, 200 Meter vom S-Bahnhof an der Brückenstraße, statt. Das Unternehmen KW-Development errichtet 54 Wohnungen in drei Stadtvillen im Zuschnitt 2,5 bis 3 Zimmer, alle barrierefrei und mit Balkon oder Terrasse. Zur Anlage gehören 43 Stellplätze für PKWs und 138 für Fahrräder und ein Kinderspielplatz. Beheizt wird die das Areal über ökologische Nahwärme durch ein eigenes Blockheizkraftwerk. Informationen sind unter vermietung@kw-development.com erhältlich. Bewerbungen nimmt der Vermieter ab Mitte 2020 entgegen.