"Wasser bis zum Hals?!"

Informationsveranstaltung zum Thema Regenwassermanagement in Hohen Neuendorf.

(7. Juni 2024)

Klimaprognosen und Klimamodelle deuten darauf hin, dass Extremwetterereignisse wie Starkregen in Deutschland zunehmen werden. Für Hohen Neuendorf sind das besorgniserregende Aussichten. Denn sowohl die Regenwasser- als auch die Schmutzwasser-Anlagen geraten bei Starkregen schnell an ihre Grenzen. Bei einer Veranstaltung im Ratssaal hat die Stadt interessierte Einwohnerinnen und Einwohner informiert, was auf dem eigenen Grundstück getan werden kann, damit Starkregen nicht zwangsläufig zu Hochwasser führt.

Bürgermeister Steffen Apelt bemerkte zur Begrüßung, dass es wichtig sei, dass dieses Thema stärker ins Bewusstsein rückt. Zwar seien die Ausgangsbedingungen in Hohen Neuendorf andere als in Bayern oder Baden-Württemberg. Aber in der Konsequenz könne Starkregen auch hier zu überfluteten Straßen, Gebäuden und zu kostspieligen Maßnahmen führen. 

Die Stadt und der Eigenbetrieb Abwasser haben bereits eine Reihe Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Folgen von Starkregenereignissen abzumildern. Dazu gehören unter anderem: ein Handlungskonzept für die Starkregenvorsorge, die Installation von Wasserstoppern, Nebelung der Schmutzwasser-Kanalisation, Ordnungswidrigkeitsverfahren bei illegalen Fremdanschlüssen, hydraulische Überprüfungen sowie das regelmäßige Spülen des Regenwasser-Kanalnetzes. Der städtische Bauhof reinigt turnusmäßig die Straßenabläufe und priorisiert dabei Überflutungsschwerpunkte.

Mathias Rolla, Sachbearbeiter Niederschlagswasser im städtischen Bauamt, erläuterte, wie sich die Problematik mit Starkregen in Hohen Neuendorf darstellt.

Das Problem: Fremdwasser gelangt in die Schmutzwasserkanalisation

Als wesentliches Schlagwort nannte er dabei das sogenannte „Fremdwasser“. Das ist Wasser, das sich nicht am dafür vorgesehenen Ort befindet. In Hohen Neuendorf ist dies vor allem Regenwasser, das in erster Linie oberflächig oder über Fehlanschlüsse in die Schmutzwasseranlagen eindringt. Da die Stadt ein Trennsystem betreibt, ist eine gemeinsame Ableitung unzulässig.   

Damit gelangen viel zu große Mengen an Regenwasser, welches aufgrund seiner Qualität nicht gereinigt werden müsste, in das Klärwerk Wansdorf. Das ist aber mit der Abwasserbehandlung in solchen Größenordnungen überfordert. So zeigen Durchflussmessungen an den Schmutzwasserpumpstationen regelmäßig das 3 bis 5-fache Abflussaufkommen im Vergleich zu einem durchschnittlichen Tag mit Trockenwetterabfluss. Die Betreiber des Klärwerks haben die Stadt und den Eigenbetrieb Abwasser kürzlich aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den Fremdwassereintrag zu reduzieren. 

Zunahme von Starkregenereignissen

Auf besseres Wetter wird die Stadt dabei aller Voraussicht nach nicht zählen können. Denn: Klimamodelle deuten auf eine generelle Zunahme von Extremwetterereignissen, also Trockenperioden und Starkregen, hin. 

Starkregen kann die Regenwasser- und Schmutzwasseranlagen in den Siedlungsgebieten schnell überfordern. Befindet sich Schwemmgut auf der Straße, das die Straßenabläufe verstopft, sind die Regenwasserkanäle faktisch unwirksam. Zahlreiche negative Auswirkungen von solchen Regenereignissen, wie überschwemmte Straßenabschnitte, Rückstau in den Gebäuden und Bodenerosionen, ließen sich in der Vergangenheit bereits in Hohen Neuendorf beobachten.

Königsweg: Regenwasserversickerung vor Ort

Die wahrscheinliche Zunahme von Starkregenereignissen soll nicht bedeuten, dass die Menschen im Ort schutzlos den Wassermassen ausgeliefert sind. Einen wichtigen Beitrag leisten alle Einwohnenden, die regelmäßig ihren Verpflichtungen im Rahmen der Straßenreinigungssatzung nachkommen und die Gehwege, Nebenanlagen und Bordrinne beziehungsweise Rinnsteine von Schmutz befreien, der andernfalls die Straßenabläufe verstopfen würde. Von enormer Bedeutung ist auch das Versickern von Niederschlagswasser auf dem eigenen Grundstück. So sehen es auch das Wasserhaushaltsgesetz und die örtliche Niederschlagswasserbeseitigungssatzung vor. 

Und genau hier gebe es vielerorts noch enorme Potenziale, wie Anika Paschiller vom Ingenieurbüro Börjes schilderte. Wenn es gelinge, das eigene Grundstück zu befähigen, Wasser verdunsten oder versickern zu lassen, könne ein großer Beitrag zur Verhinderung von Überflutungen geleistet werden. Positiver Nebeneffekt: Der naturnahe Umgang mit Regenwasser trägt zur Grundwasserneubildung bei und das Regenwasser kann beispielsweise für die Gartenbewässerung eingesetzt werden.

Es gibt zahlreiche Beispiele für gute und kostengünstige Arten der Regenwasserbewirtschaftung, die auf dem eigenen Grundstück zum Einsatz kommen können. So können Stellplätze und Zufahrten mit wasserdurchlässigen Flächenbelägen errichtet werden, Mulden im Garten angelegt, Rigolen verlegt oder Zisternen eingesetzt werden. Große Potenziale bieten auch Gründächer mit einem Wasserrückhalt bis 40 Prozent. In diesem Zusammenhang sollte auch ein Statiker einbezogen werden.

Die Verwaltung gab sich bei der Veranstaltung optimistisch, dass durch verstärkte öffentliche sowie private Maßnahmen gemeinschaftlich eine effektive Starkregenvorsorge geleistet werden kann.

-> Die Präsentation zur Veranstaltung befindet sich hier im Anhang.