Legendenschilder erläutern Straßennamen

Die Zusatzschilder, die die nach Personen benannten Straßen im Stadtgebiet erläutern, recherchierten die Mitglieder der AG „Bildung im Vorübergehen“.

(26.10.2023)  „Mit diesem Projekt wollen wir Geschichte sichtbar machen“, beschreibt Dr. Dietrich Raetzer die Zielstellung der AG „Bildung im Vorübergehen“ vom Kulturkreis Hohen Neuendorf. Bestehend aus den Mitstreitern Dieter Morisse, Petra Schmidt, Jutta Lindner und Friedhelm Maier recherchierte die Arbeitsgruppe zu jenen Menschen, nach denen die Straßen im Stadtgebiet einst benannt wurden.

Idee für Bürgerhaushalt eingereicht

Für den Bürgerhaushalt 2022 reichte Morisse den Projektvorschlag ein, der bei der Abstimmung auf Platz 6 landete. 10.000 Euro stellten die Stadtverordneten dafür bereit, dass Passanten zukünftig auf sogenannten Legendenschildern, angebracht unterhalb von Straßenschildern, nachlesen können, wer zum Beispiel Adolf Damaschke, August Müller oder Bertha von Suttner waren. Ein QR-Code verweist auf die von Angela Morisse betreute Internetseite https://strassennamen-hn.de. Hier erhalten Interessierte weitere Informationen zu sowohl lokalen als auch überregional bekannten Persönlichkeiten, die einst für die Geschichte eine Rolle spielten.

„Keine neue Erfindung“ für Hohen Neuendorf

Dass dies keine neue Idee ist, darauf verwies Petra Schmidt: „Bereits 2007 hat unser mittlerweile verstorbenes Mitglied vom Geschichtskreis, Siegfried Raduns, für die Albert-Gottheiner-Straße ein solches Zusatzschild erstellt – übrigens aus eigenen Mitteln. Genau wie den Meilenstein Richtung Berlin, die Infotafel zur Bahn am S-Bahnhof Hohen Neuendorf und jene am Kriegerdenkmal.“

Das Legendenschild zur Gottheiner-Straße soll daher im Zuge des Projektes ausgetauscht und als Erinnerung in der Geschichtswerkstatt ausgestellt werden. „Im ersten Schwung werden derzeit 68 Schilder für 30 Straßennamen angebracht“, erläuterte Dieter Morisse. Weitere Schilder sollen folgen.

Straßenumbenennungen nicht unkritisch

Bürgermeister Steffen Apelt zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der AG-Mitglieder, und wollte wissen, ob es noch kritische Fälle in Hohen Neuendorf gebe. „In der Niederheide gibt es den Heinrich-Lersch-Weg“, erwiderte Friedhelm Maier, der in seinem 300 Seiten starken Buch „Unterwegs in Hohen Neuendorf“ die Hintergründe der hiesigen Straßennamen recherchiert hat. Lersch verherrlichte in einigen seiner Gedichte den Nationalsozialismus.

Die Umbenennung einer Straße sei recht aufwändig, nicht zuletzt für die Anwohnerinnen und Anwohner, bemerkte Apelt. Er regte an, in loser Folge einzelne Straßennamen in den städtischen Medien vorzustellen, um das Thema bekannter zu machen.

Anbringen mit Reinigung der Straßenschilder verbunden

„Bei dieser Art der Zusatzschilder handelt es sich eigentlich um richtige Straßenschilder“, informierte die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Susanne Kübler. „Normalerweise werden Zusatzschilder unterhalb in die Straßenschilder eingeschoben. Da unsere Straßennamensschilder aber viele unterschiedliche Einschubprofile aufweisen oder in Rahmen gefasst sind, haben wir uns für diese stabilere und auch deutlich lesbarere Variante entschieden.“

Die Kosten für die ersten 68 Schilder inklusive Befestigungsmaterial betrugen knapp 4.100 Euro. Den Zuschlag erhielt die Bremicker Verkehrstechnik GmbH. Angebracht wurden die Schilder von den Mitarbeitern des Bauhofs, die gleich die Gelegenheit nutzen, die Straßenschilder zu reinigen.