Kranzniederlegung zum 40. Jahrestag
(11.10.2018) In den letzten Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 rückte die 1. Weißrussische Front von der Oder über die Seelower Höhen auf Berlin vor, um im Rahmen der „Berliner Operation“ den Norden der Stadt zu erobern. Teil dieser Front war auch die 1. Polnische Armee, die durch aktive Angriffs- und Verteidigungshandlungen die Flanke der nach Berlin vorrückenden sowjetischen Einheiten sicherte.
Während Teile der 1. Polnischen Armee den Angriff in Richtung Elbe nach Abwehrkämpfen im Raum Oranienburg fortsetzten, nahm die 1. Infanteriedivision „Tadeusz Kosciuszko“ unter Kommando von Brigadegeneral Wojciech Bewziuk an den Kämpfen um Berlin teil. Am 22. April 1945 eroberten die polnischen und sowjetischen Soldaten auch die Stadt Hohen Neuendorf.
2.300 Tote und 8.000 Verwundete hatte die polnische Armee in der Berliner Operation zu beklagen. Die in Folge der Kampfhandlungen in Hohen Neuendorf verstorbenen Soldaten wurden zunächst in der Ernastraße begraben. Im Frühjahr 1964 wurden die sterblichen Überreste der dort begrabenen 11 Soldaten exhumiert und auf dem Hohen Neuendorfer Friedhof beigesetzt.
40 Jahre Polnisches Ehrenmal
In Gedenken an die polnischen Gefallenen wurde am 11.10.1978 ein Ehrenmal nach dem Entwurf des Warschauer Bildhauers Bogdan Chmielewski am Standort Käthe-Kollwitz-Straße / Helenestraße in Hohen Neuendorf mit militärischem Zeremoniell feierlich eingeweiht. Genau 40 Jahre später trafen an einem ebenso sonnigen und warmen Herbsttag rund 50 Gäste zusammen, um das Jubiläum des Ehrenmals zu begehen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von einem Bläserensemble unter Leitung von Christian Ohly.
Da das 40-jährige Jubiläum einen Tag vor dem Hohen Neuendorfer Stadtempfang stattfand, bezeugten neben der polnischen Delegation um den Bürgermeister Jacek Hura der Partnerstadt Jánow Podlaski auch die Bürgermeister der Partnerstädte Fürstenau und Bergerac ihre Ehre. Zu den Gästen gehörten des Weiteren der polnische Botschaftsrat Marcin Jakubowski, Vertreter der „Deutsch-Polnischen Gesellschaft Brandenburg“, der „Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft - Sąsiedzi e.V.“, der „Gesellschaft für gute Nachbarschaft zu Polen“, Mitglieder des Städtepartnerschaftskomitees inklusive dessen Vorsitzenden Fred Bormeister, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Dr. Raimund Weiland und weitere Stadtverordnete, Hohen Neuendorfs ehemaliger Bürgermeister Klaus-Dieter Hartung sowie Veranstaltungsmitinitiator Andreas Schuckert mit weiteren Mitgliedern vom Kulturkreis Hohen Neuendorf.
Reden zum Gedenken
„Mehr als 70 Jahre ist das Ende des Zweiten Weltkrieges nun her“, erinnerte Hohen Neuendorfs Bürgermeister Steffen Apelt in seiner Rede. „70 Jahre sind eine lange Zeit, um zu vergessen oder zu verdrängen. Wir möchten aber nicht verdrängen und auch nicht vergessen, dass es die polnischen und sowjetischen Soldaten waren, die am 22. April 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs und mit ihm den Frieden in unsere Stadt brachten.“ Apelt betonte ferner die Wichtigkeit der deutsch-polnischen Städtepartnerschaft und den „europäischen Schulterschluss, um in einer globalen Welt einen sicheren Lebensraum gestalten zu können.“
Ihm falle es schwer, über das Thema zu reden, bemerkte Jacek Hura in seiner Ansprache. Denn sein eigener Großvater war Soldat der 1. Polnischen Armee und starb im Juni 1945 an seinen Kriegsverletzungen. Dennoch glaube er, dass das Blut, das die Soldaten vergossen haben, nicht umsonst gewesen sei. „Die Welt hat sich sehr verändert seit dieser Zeit. Der deutsch-polnische Zusammenhalt ist besser. Seit 20 Jahren verbinden unsere Städte viele positive Dinge.“
Ebenso wie Hura bedankte sich der polnische Botschaftsrat Jakubowski in seiner Rede für die Pflege des polnischen Ehrenmals und dafür, „dass die Erinnerungskultur weitergeführt wird“. Denn dies sei eine lebenslange Aufgabe.
Polnische Eiche und Friedhof besucht
Im Anschluss an die Kranzniederlegung begutachteten die Gäste die junge Eiche in der Nähe des Denkmals, welche vor fünf Jahren gemeinsam gepflanzt worden war. Ein weiterer Abstecher erfolgte zum Hohen Neuendorfer Friedhof, wo die Delegation die Gräber der gefallenen polnischen Soldaten besuchte.