Gelebte Freundschaft und nachdenkliche Momente

25 Jahre Städtepartnerschaft Hohen Neuendorf – Müllheim

(03.10.2017)   „Wir haben die Stadthalle gerockt“, zog Astrid Siemes-Knoblich im Rahmen des abschließenden Festaktes der viertägigen Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft in der Evangelischen Kirche am Tag der Deutschen Einheit ein erstes und doch prägnantes Fazit. Zuende ging ein Festwochenende, das die früheren Unterschiede der deutsch-deutschen Partnergemeinden ebenso reflektierte, wie die Gemeinsamkeiten ausgelassen feierte. Etwa 150 Müllheimer Gäste mit ihren Gastfamilien erlebten ein buntes Potpourrie aus  Kultur, Grenz-Geschichte, Workshops, Besichtigungen, Festveranstaltungen und ganz persönlichen Begegnungen.

Enthüllung des Müllheimer Bienenfluges

Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete die Enthüllung der Skulptur „Bienenflug“ des Müllheimer Künstlers Marcel Ohnesorge auf dem Alfred-Schönbucher-Platz – benannt nach dem einzigen Ehrenbürger der Stadt und dem Begründer der Partnerschaft zwischen dem badischen Müllheim und Hohen Neuendorf. "Freundschaft heißt, Spuren zu hinterlassen", sagte Müllheims Bürgermeisterin zur Enthüllung. Müllheim hinterlasse mit "Bienenflug" nun eine weitere Spur in Hohen Neuendorf.

Auf den Spuren der Mauer

Ein Festgottesdienst und die Spuren der deutsch-deutschen Grenzgeschichte mit einem historischen Stadtspaziergang, geführt von Marian Pryzbilla und Dr. Dietrich Raetzer vom Geschichtskreis in der Florastraße, bildeten den Auftakt zum weiteren Sonntagsprogramm. Es schloss sich ein Besuch mit Besichtigung am ehemaligen Grenzturm an, verbunden mit einem zünftigen Mittagessen aus dem Suppentopf über dem offenen Feuer. Ein von Jugendlichen und dem Fassadenkünstler Andreas Werner gestaltetes Mauerteil rundete den geschichtsträchigen Sonntag ab, bevor abends ein gemütliches Beisammensein im Wasserwerk die Kontakte vertiefte. Den Nachmittag verbrachten Gäste und Gastgeber in Workshops, um gemeinsam etwas zu erarbeiten und sich besser kennen zu lernen. Imkerei, Keramik-Gestaltung, ein Handball-Turnier, gemeinsames Volkslieder-Singen, ein Platzkonzert von Stadtmusik und Fanfarenzug, eine Stadtrundfahrt mit Wasserturm-Besichtigung und Tanz-Workshops waren im Angebot.

Gelebte Partnerschaft in einem gelungenen Fest 

Besichtigungsprogramme und Ausflüge nach Berlin, Potsdam und Oranienburg kennzeichneten den Montag, bevor am Abend Gastgeber und Gäste in der Stadthalle beim Partnerschaftsabend ein vielfältiges, hochkarätiges und umjubeltes Programm auf die Bühne brachten. Mit dabei waren die Stadtmusik und Musikschule aus Müllheim, der Hohen Neuendorfer Fanfarenzug, das Tanzteam Kesse Sohle, die Borgsdorfer Seniorentanzgruppe SenTaBo, die Rope Skipper der Allemania, der Chor des Kulturkreises Cross Over und das Luther-Singspiel „Der falsche Ritter“ unter der Leitung von Kantor Christian Ohly.

Nach einem Hohen Neuendorfer und Märkgräfler-Buffet machten sich die Müllheimer Stadtmusik und die Band Fräulein Winkelmann unter Hohen Neuendorfer Beteiligung darum verdient, dass nach dem Essen das Leben in die Gebeine zurückkehrte. DJ Sven sorgte schließlich bei allen Generationen für eine ausgelassene Tanzparty bis weit nach Mitternacht. In Anbetracht der „Silberhochzeit“ zogen Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich und Bürgermeister Steffen Apelt eine sehr positive Bilanz. Diese Partnerschaft besitze nach wie vor Feuer, Begeisterung und angesichts der vielen jungen Gesichter der Mitwirkenden und im Publikum viel Potenzial, in die nächste Generation hineinzuwachsen. Die Lebendigkeit der Freundschaft hat in Müllheim durchaus ein Gesicht und einen Namen: Hannelore Keil, die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, erhielt von Bürgermeister Steffen Apelt als Auszeichnung die Ehrennadel der Stadt Hohen Neuendorf.

Ein Festakt mit emotionalen Höhepunkten 

Der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit verband den nachdenklichen Blick von Bürgermeister Steffen Apelt in die Geschichte mit dem Appell von Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich, einander zuzuhören, ohne zu urteilen. "Wir reden bemerkenswert offen miteinander", definiert die Bürgermeisterin einen wirklichen Vorteil der Partnerschaft. Es gehe darum, vorurteilsfrei voneinander zu lernen. "Der 3. Oktober gehört zu den guten Tagen in unserer Geschichte", resümierte Steffen Apelt. Erinnerungsveranstaltungen werden jedes Jahr ein bisschen wichtiger", sagte er auch mit Blick auf die jungen Menschen aus Müllheim in der Kirche, die diese Zeit nicht miterlebt haben. Altbürgermeister Günter Siebert berichtete aus seinem ganz persönlichen Erleben über die Partnerschaft – sein stolzester, sein peinlichster, sein emotionalster Moment... Damit ernete er nicht nur die stehenden Ovationen der Besucher, sondern sorgte auch für ganz persönliche und emotionale Momente im Rahmen des Festaktes. Einen Appell richtete er an die Stadtverordneten, doch bei der künftigen Straßenbenennung durchaus ein „Müllheimer Viertel“ im Blick zu behalten.

Eintragung ins Ehrenbuch der Stadt 

Astrid Siemes-Knoblich sowie die Vorsitzenden der Partnerschaftskomitees, Hannelore Keil und Fred Bormeister, hielten das Jubiläum mit ihrer Unterschrift im Hohen Neuendorfer Ehrenbuch fest. Präsente festigen die Freundschaft: Den Gullydeckel, der Hohen Neuendorfs Wappen trägt und die Müllheimer Hauptstraße zieren soll, hielten die Bürgermeister gern zur Ansicht hoch. Eine junge Eiche hatte Astrid Siemes-Knoblich mitgebracht. Sie soll in Hohen Neuendorf gedeihen und die Nachhaltigkeit dieser Freundschaft versinnbildlichen. In 200 Jahren könnte mal ein Fass draus werden, in das die Nachfahren Wein füllen - badischen natürlich.