Gedenken und Gedanken zum Tag der Befreiung

Stadt gedenkt polnischer und sojwetischer Soldaten

(25.04.2016)  "Vor dem Hintergrund, was um uns herum in der Welt passiert, ist es ein großes Glück, dass wir und unsere Kinder in Deutschland seit über 70 Jahren in Frieden leben und aufwachsen können", rief Michael Oleck am 22. April 2016 in Erinnerung. Zusammen mit einem kleinen Grüppchen Interessierter legte Hohen Neuendorfs 1. Stellvertretender Bürgermeister Kränze und Blumen an den Ehrengräbern der sowjetischen und polnischen Soldaten nieder, die an diesem Tag vor 71 Jahren mit ihren Armeen die Stadt Hohen Neuendorf vom Hitlerfaschismus befreiten, damit zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges beitrugen und dies mit ihrem Leben bezahlten. Die endgültige Kapitulation des Deutschen Reichs erfolgte zweieinhalb Wochen später, am 8. Mai 1945.

Das Gedenken an die Toten bot den Anwesenden Anlass, ihre Erinnerungen an die letzten Kriegstage auszutauschen. Schnell wurde dabei auch der Bogen zur aktuellen politischen Weltlage geschlagen. Über das Erstarken nationaler Egoismen im eigenen und anderen europäischen Ländern angesichts der Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten zeigten sich die Anwesenden nachdenklich. So verdeutlichte Michael Oleck am Beispiel Ungarns, wie unterschiedlich sich ein einzelner Staat gegenüber Flüchtlingen verhalten könne: Im März 1989 hatte das Land seine Grenzen für DDR-Flüchtlinge geöffnet, woraufhin in den folgenden Monaten fast 60.000 Menschen aus der DDR über Österreich in die Bundesrepublik flohen. Gegenüber den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten wiederum errichtete Ungarn seit dem letzten Jahr Stacheldrahtzäune entlang der grünen Grenzen zu Serbien und Kroatien. Welche Symbolkraft und ganz reellen Auswirkungen das Handeln eines einzelnen Nationalstaats auf das europäische Gesamtgefüge haben kann, konnten die Zuhörer an diesem Beispiel gut erkennen.

Auch gegenüber der neuen, deutlich nationalistischeren polnischen Regierung sei das Verhältnis schwieriger geworden, gab der Vorsitzende des Städtepartnerschaftskomitees Fred Bormeister Berichte von polnischen Freunden aus der Städtepartnerschaft zu Janów Podlaski wieder. Umso schöner sei es, ergänzte Joachim Siebmann, dass im Juli polnische Senioren für einige Tage zu einem Seniorenaustausch in Hohen Neuendorf weilen werden. "Städtepartnerschaften tragen auf kleiner Ebene zu mehr Völkerverständigung bei, aber sie sind keine Selbstläufer und müssen gepflegt werden", unterstrich Oleck.

Veranstaltung am 8. Mai in der Evangelischen Kirche

Anlässlich des Tags der Befreiung laden der Verein Nordbahngemeinden mit Courage, die AG Brot und Salz im Kulturkreis Hohen Neuendorf und die Evangelische Kirche Hohen Neuendorf am 08.05.2016 um 17 Uhr zu einer Veranstaltung in die Evangelische Kirche ein. Zu hören sind Lieder und Texte zu Krieg und Frieden mit der Schauspielerin Andrea Held sowie mit Texten und Beiträgen aus dem Publikum.