Gedanken zum Jahrestag der Reichspogromnacht
(09.11.2017) Heute vor 79 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, wüteten Mitglieder und Anhänger des nationalsozialistischen Regimes mit Billigung der Hitler-Regierung in ganz Deutschland. Sie zerstörten Synagogen, plünderten Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürger und töteten über 1.300 Jüdinnen und Juden. In dieser „Reichspogromnacht“ eskalierte die jahrelange systematische soziale und rechtliche Ausgrenzung, Enteignungen und Erniedrigung deutscher Juden, die mit der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 auch von staatlichen Institutionen, Unternehmen und Medien mitgetragen und mitorganisiert wurde. Die Herrschaft und Politik der Nazis mündete im industriell organisierten Massenmord ganzer Völker und dem Zweiten Weltkrieg mit über 65 Millionen Toten.
„Es ist unsere Pflicht, die Erinnerung an dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte aufrechtzuerhalten und an nachfolgende Generationen weiterzugeben“, erklärte Bürgermeister Steffen Apelt anlässlich des Jahrestags. „Diese Aufgabe wird mit jedem Jahr schwieriger, denn es gibt immer weniger Menschen, die diese Zeit und Ereignisse persönlich miterlebt haben. Um aus der Geschichte für die Zukunft zu lernen, ist es wichtig, einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. So gibt es auch heute demokratisch gewählte Parteien, die das bestehende politische System abschaffen wollen. So gibt es auch heute Menschen, die gegen Minderheiten hetzen oder Ängste vor vermeintlicher kultureller Überfremdung schüren. Und auch wenn sich Geschichte sicherlich nicht im Detail wiederholt, so sollten wir uns jeden Tag, nicht nur an Gedenktagen wie dem heutigen, bewusst machen, dass Frieden, Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenwürde nicht selbstverständlich sind, sondern Zuspruch, Einspruch und Widerspruch erfordern.“
In Hohen Neuendorf erinnern sieben Stolpersteine an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder in den Suizid getrieben wurden: den Rechtsanwalt Dr. Curt Eckstein (Borgsdorf), den Schularzt Dr. Hugo Rosenthal, seine Frau Emma und die Tochter Elfriede sowie an Hermann Jacks und seine Eltern Georg und Ernestine Jacks (Hohen Neuendorf). Recherchiert wurden ihre Schicksale vom Geschichtskreis und der AG Brot und Salz, zwei Arbeitsgruppen im Kulturkreis Hohen Neuendorf. Die Stolpersteine sind ein weltweites Projekt des Künstlers Gunter Demnig.