Gärtnerst du noch oder säst du schon?
(30.03.2019) Wenn die Saat aufgeht, dann hat Hohen Neuendorf mit dem Aktionstag „Artenvielfalt“ am 29. März vor dem S-Bahnhof Hohen Neuendorf die Weichen für 3.500 Quadratmeter Lebensraum für Wildbienen, Schmetterlinge und andere nützliche Insekten gestellt. Denn so viele Samentütchen verteilten die Aktiven – darunter die Imker AG der Waldgrundschule, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Imkerverein Hohen Neuendorf, die Umweltkids Berlin-Brandenburg, die Naturgartenfreunde und die Stadt – unter den Interessierten und Ankömmlingen mit Bus und Bahn.
Es scheint ganz einfach: Nicht in Grasnarben streuen, den Boden vorher ein bisschen auflockern, säen, anwalzen, anfangs feucht halten, zack, fertig: Blumenwiese - wie sie in Brandenburg auch ohne menschliches Zutun vorkommen würde. Kornblume, Klatschmohn und gewöhnliches Ferkelkraut sind ebenso Teil der Mischung aus 40 Arten wie Gräser. Wer daneben noch die Löwenzahn und Brennnessel stehen lässt, weist sich insbesondere als Schmetterlingsfreund aus.
„Damit ist zwar noch nicht die Welt gerettet, aber ein guter Anfang gemacht“, ist auch Heiderose Ernst, Hohen Neuendorfs Klimaschutzmanagerin, von der Idee aus dem Bürgerhaushalt überzeugt. Bis die Mischung richtig schön blüht, können durchaus ein bis drei Jahre vergehen und auch die Artenvielfalt baut sich erst auf. Bei guten Sämereien gibt es zudem geeignete Saatgutmischungen für verschiedene Ecken und Böden, trocken, lehmig, sonnig, schattig. „Obwohl es bei diesen Wiesen nicht vorrangig um Schönheit, sondern um Nachhaltigkeit geht“, zeigt die Klimafachfrau auf, „so haben sie nach einigen Jahren Ungestörtheit doch eine enorme Blühfreude.“
Die Wildblumen dienen im Winter als Futterquelle für Vögel und als Winterquartier für Insekten. Sie sollten erst im Frühjahr nach Wiederaustrieb heruntergeschnitten werden. Das Aussamen am Standort dient zum dauerhaften Erhalt der Fläche und hat einen besonders nachhaltigen Charakter, da sich die Tiere auf die Futterquelle einstellen können. Die Mischung kann sowohl in privaten Gärten und Balkonen als auch auf öffentlichen Flächen gesät werden. Nicht gepflanzt werden darf das Saatgut unterhalb von Baumkronen, in der Nähe von Verteilerkästen, in Kreuzungsbereichen und in Versickerungsmulden.
Über das Verteilen von 10.000 Samentütchen hinaus legt auch der städtische Bauhof an Böschungen und Säumen nachhaltige Blühstreifen an, damit Hohen Neuendorf sichtbar aufblüht.