Ehrenamtspreis des Landkreises für Petra Schmidt

Petra Schmidt nimmt freudig den Ehrenamtspreis des Landkreises entgegen.

(17. Dezember 2021)

Der Landkreis Oberhavel hat in diesem Jahr 18 Frauen und Männer mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Eine davon ist die Bergfelderin Petra Schmidt, die sich seit vielen Jahren im Hohen Neuendorfer Geschichtskreis engagiert und unter anderem mehrere Stolpersteinverlegungen federführend mitorganisiert hat. Da eine feierliche Preisverleihung auch in diesem Jahr Corona-bedingt nicht möglich war, überreichte Bürgermeister Steffen Apelt die Ehrenurkunde im Rathaus.

„Ich finde Ihr ehrenamtliches Engagement sehr bewundernswert und danke Ihnen dafür im Namen der ganzen Stadt“, so Apelt. „Da mein eigenes Geschichtsbewusstsein nicht so stark ausgeprägt ist, finde ich es umso wichtiger, dass Sie sich dafür einsetzen, dass die Menschen im Ort die Vergangenheit kennen und Schlüsse für die Gegenwart ziehen können. Ihren Rechercheaufwand kann ich nur erahnen.“

Petra Schmidt nahm den Preis dankbar entgegen, bemerkte aber auch in ihrer bescheidenen Art, dass das Projekt Stolpersteine stets ein Gemeinschaftsprojekt war und zahlreiche Unterstützer hat. Vor allem ihrem langjährigen Wegbegleiter Dr. Dietrich Raetzer möchte sie den Preis widmen. Auch viele Schülerinnen und Schüler der Stadt hätten sich engagiert.

Seit 2007 im Geschichtskreis aktiv

Der Hohen Neuendorfer Geschichtskreis wurde 2001 gegründet. Petra Schmidt kam 2007 dazu. „Meine beiden Jungs, die damals in der Gruppe „Brot und Salz“ aktiv waren, haben mich sehr energisch dazu bewegt“, berichtet sie. „Natürlich war ich geschichtlich interessiert, da meine Familie bereits seit dem 16. Jahrhundert in der Region siedelt. Eigentlich wollte ich jedoch eher in Birkenwerder, Schönfließ und Stolpe forschen“, gibt sie zu.

Bei ihrem Eintritt in den Geschichtskreis war sie zunächst auf der Suche nach einem interessanten Forschungsprojekt. Damalige Mitglieder forschten unter anderem zur Schulgeschichte und zur Feuerwehrgeschichte, sie selbst konnte jedoch nirgendwo richtig andocken. „Dr. Raetzer hat mich dann auf das Thema jüdische Schicksale aufmerksam gemacht, wozu es bereits einige Ausarbeitungen gab, etwa zu Hugo Rosenthal.“ Das Projekt Stolperseine sei dann der nächste logische Schritt gewesen. „Die Geburtsstunde dafür war eine Begegnung mit der Zeitzeugin und Holocaust-Überlebenden Ruth Winkelmann, die mir von ihrem Überlebenskampf erzählte. Danach habe ich mich immer mehr mit der Thematik beschäftigt und begonnen, Einzelschicksale aufzuarbeiten. Ich danke insbesondere auch dem Stadtarchiv für die umfangreiche Unterstützung über die Jahre.“

Die Erste Stolpersteinverlegung fand am 30. Juni 2010 für Ernstine, Georg und Hermann Jacks in Hohen Neuendorf statt. Im August 2021 wurden bereits die Stolpersteine Nummer acht, neun und zehn verlegt, erstmalig auch in Bergfelde. „Ich finde es immens wichtig, die Einzelschicksale zu recherchieren und für die Öffentlichkeit erfahrbar zu machen“, so Schmidt, die inzwischen eine Liste mit etwa 100 jüdischen Menschen hat, die einst im Gebiet der heutigen Stadt Hohen Neuendorf gewohnt haben. Für 2022 sind bereits neue Verlegungen in der Stolper Straße in Planung, wo zwei ältere Damen lebten.