Digitalisierung, aber wie?

E-Government-Beauftragter Jürgen Bruck.

(24. November 2022)

In einer digital organisierten Welt erwarten die Bürgerinnen und Bürger in Kommunen auch von den Verwaltungen, ihre Dienstleistungen, von der Ausstellung eines Personalausweises bis zur Abwicklung von Ordnungswidrigkeiten, digital anzubieten. Damit die Digitalisierung in Hohen Neuendorf gelingt, gibt es seit diesem Jahr eine eigene Stabsstelle im Rathaus dafür. Deren Leiter, Jürgen Bruck (JB), erläutert im Interview die Aufgaben seines Teams.

NBN: Herr Bruck, welche Bereiche einer Verwaltung kann Digitalisierung umfassen?

JB: Im Alltag gibt es viele Bereiche, die bereits digital sind, ohne dass uns das unbedingt bewusst ist. Zum Beispiel in der Telefonie, der Fotografie oder beim Fernsehen. Genauso alltäglich soll es bald sein, dass Bushaltestellen digital sind und aktuelle Fahrzeiten anzeigen. Oder dass sich die Straßenbeleuchtung intelligent anpasst oder Geschwindigkeiten auf den Straßen dem Verkehrsfluss angepasst werden. Das Thema ist also weit gefasst. Oberste Priorität hat allerdings die Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes (OZG), wonach wesentliche Verwaltungsleistungen aus beispielsweise Einwohnermeldeamt, Bauamt, Gewerbeamt und Sozialamt digital verfügbar gemacht werden müssen.

NBN: Wo steht unsere Verwaltung aktuell in Sachen Digitalisierung?

JB: Ich denke, wir befinden uns aktuell im oberen Mittelfeld unter den Kommunen. Als wichtigste Voraussetzung verfügen wir bereits über ein funktionierendes Dokumentenmanagementsystem (DMS). Die wichtigsten unserer Fachverfahren von Einwohnermeldeamt, Gewerbeamt, Finanzen, Ordnungswidrigkeiten und Bauwesen sowie ein vollständig elektronischer Rechnungsworkflow sind ebenfalls bereits in dieses DMS eingebunden.

NBN: Welche Digitalisierungs-Projekte stehen noch an?

JB: Aktuell befindet sich eine elektronische Posteingangsbearbeitung in der Umsetzung, ein elektronischer Postversand wird bereits in mehreren Bereichen praktiziert. Im Einwohnermeldeamt verfügen wir bereits seit geraumer Zeit über eine elektronische Terminvergabe, was die Kunden sehr schätzen. Sehr wichtig ist darüber hinaus, dass die Digitalisierung der Schulen weiter voranschreitet. Dank des Digitalpakts befinden sich aktuell etwa 900 digitale Geräte an den Schulen in kommunaler Trägerschaft, die den Lernalltag der Schülerinnen und Schüler unterstützen. In jedem Klassenraum sollten sich zudem möglichst bald interaktive Tafeln befinden.

Ein weiteres Großprojekt ist die bereits erwähnte Umsetzung des OZG. Das erfordert Formularserver, ein elektronisches Zahlverfahren, eine elektronische Identifizierungsmöglichkeit sowie individuelle Lösungen für die verschiedenen Fachverfahren. Dafür ist noch jede Menge Arbeit notwendig.

NBN: Was ist notwendig, um diese Vorhaben zu unterstützen?

JB: Digitalisierung erfordert erhebliche finanzielle Mittel, da Expertise und Geräte teuer sind. Deshalb benötigen die Kommunen in erster Linie stärkere Unterstützung von Bund und Land. Wir sind personell nicht in der Lage, all diese benötigten Lösungen selbst zu entwickeln.