Der persönliche Jahresrückblick des Bürgermeisters

Steffen Apelt schaut auf ein bewegendes und bewegtes Jahr zurück: "Trotz Verzichts auf soziale Kontakte, Kultur und Urlaub: Wir konnten auch die Chancen der Krise nutzen!"
Bürgermeister Steffen Apelt liest Nordbahn-Nachrichten

Foto: Jennifer Thomas Fotografie

(29. Dezember 2020)  Wie alle anderen hat das Corona-Jahr auch Bürgermeister Steffen Apelt vor Herausforderungen gestellt. Die Redaktion der Nordbahnnachrichten fragt nach seinem persönlichen Rückblick.

Herr Apelt, wie haben Sie das ausklingende Jahr persönlich erlebt?

Steffen Apelt: Es war ein Jahr der Extreme, wir haben nahezu gleichzeitig wenig Tagesgeschäft und trotzdem hohen Handlungsdruck gehabt, gleichzeitig viel Solidarität und Dankbarkeit einerseits und viel Egoismus andererseits erlebt. Wir haben manches langsamer machen müssen, gleichzeitig hat die digitale Organisation in Wochen und Tagen Quantensprünge hingelegt, die vorher noch für Jahre geplant waren. Da denke ich vor allem an Digitalisierung in der Verwaltung, in den Schulen. Ich bin davon überzeugt, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt - und die haben wir definitiv genutzt!

Worauf sind Sie stolz in diesem Jahr?

Steffen Apelt: Die laufende Arbeit haben wir unter den Bedingungen so gut es ging fortgesetzt. In der Verwaltung hat mich beeindruckt, wie sehr das Vertrauen in Selbstorganisation, Verantwortung und Arbeitseinteilung mit Homeoffice gerechtfertigt war. Ich bin sehr stolz auf dieses Team, das alle Dienstleistungen für die Einwohnerinnen und Einwohner aufrechterhalten hat, gleichzeitig erhöhte Anforderungen erfüllte und Kolleg_innen der Risikogruppe oder mit Kindern mit auffing. Ob Verwaltung, Bibliotheken, Kulturkreis, Vereine , Schulen, Kindereinrichtungen – alle haben mit großer Kreativität und Einsatzbereitschaft versucht, aus dem Wenigen für andere durch Streaming und Online-Angebote möglichst viel herauszuholen. Fast immer war die IT-Abteilung des Rathauses involviert und hat sehr viel möglich gemacht. Das war wirklich eindrucksvoll auf allen Ebenen. Auch die SVV und die Ausschüsse als Hybrid-Sitzungen aus Präsenz und zugeschalteten Stadtverordneten haben wir als erste in Brandenburg umgesetzt. Mit Stolz erfüllt mich auch die Bürgerschaft von Hohen Neuendorf, die sich nicht nur weitgehend und verantwortungsbewusst an die Regeln gehalten und Rücksicht genommen hat, die Job, Homeschooling und Existenzängste irgendwie bewältigen konnte. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen, die sich in der Nachbarschaftshilfe mit Einkäufen, Botengängen, selbstgenähten Masken und Fahrdiensten darüber noch hinaus für ihre Mitmenschen einsetzten, die hat mich wirklich beeindruckt. Einige Wenige konnten wir ja mit den „Helfenden Händen“ immerhin sichtbar machen und uns bedanken. Aber ehrlich, am Ende waren insbesondere Eltern doch alle Helden…

Was ist Ihnen in diesem Jahr nahe gegangen?

Steffen Apelt: Die Hausexplosion in der Karl-Marx-Straße und die Schicksale der Bewohner haben mich tief bewegt – ebenso die Professionalität unserer Freiwilligen Feuerwehr und die Solidarität der Stadt und der Umgebung, die sofort Spenden sammelten, Wohnraum anboten und einen Neustart ermöglichten. Auch das Schicksal der vielen Soloselbständigen und Kleinunternehmer hat mich erschüttert. Leider können wir als Kommune dort viel weniger direkt helfen als wir es womöglich gerne getan hätten.

Als wir im Sommer anfingen, wieder Veranstaltungen zu planen – von Woche zu Woche immer wieder umgeplant, um die Rahmenbedingungen zu erfüllen – sagte eine Künstlerin, dass Hohen Neuendorf die Ersten waren, die eine Terminanfrage gestellt hätten, das hätte ihr Hoffnung zurückgegeben. Das ist mir ebenso nahe gegangen wie die Dankbarkeit der Menschen, dass wir ihnen mit Kino, der Rathaus-Eröffnung und der Friday-Lounge Kultur und Treffpunkte anboten, bei denen sie sich dennoch sicher fühlen konnten.

Vielleicht können Sie ein paar Stichpunkte geben, was trotz Corona in der Stadtentwicklung 2020 gelungen ist?

Steffen Apelt: Wenn man die Stichpunkte für einen Jahresrückblick sammelt, wundert man sich immer, wie viel am Ende doch gelungen ist - selbst in diesem turbulenten Jahr. Gefreut hat mich, dass wir unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen konnten. Dank EU-Fördermitteln konnten wir wichtige Untersuchungen zur Mobilität und Verkehrswende einleiten. Bundesfördermittel, die wir dank der Abgeordneten Dagmar Ziegler (SPD) bekommen konnten, ermöglichen Fortschritt beim ersehnten Kulturbahnhof. Die großen Investitionen in Hort- und Schulerweiterungsbau an der Waldstraße konnten wir ebenso voran bringen wie den Bau des Sportparks Bergfelde. Das Rathaus ist mit einem Platz als Bürgerzentrum eröffnet und sehr gut angenommen worden – jetzt hat die Einwohnerschaft nur noch eine Anlaufstelle für alle Anliegen. Auch im Klimaschutz sind uns mit der Teilnahme beim European Energy Award, beleuchteten Fahrradwegen, Mobilitätskonzepten, dem Steg ins Herthamoor weitere Schritte gelungen. Über die Initiative der Marktschwärmer freue ich mich sehr, wo tolle regionale Produkte angeboten werden. Insbesondere im sozialen Bereich konnten wir mit der Integrationsbeauftragten, einem Bus für den Streetworker, der Unterzeichnung des Kita-Vertrages und der Ansiedlung von Sprechstunden des Sozialpsychiatrischen Dienstes in der Stadt das Angebot deutlich verbessern. Endlich haben wir die Beiräte für Wirtschaft, Senioren, Jugend und Kultur bestellt, so dass wir nun noch zielgerichteter auf die Bedürfnisse der Menschen in der Stadt eingehen können. Ja, und die Laubentsorgung ist 2020 auch einen kleinen Schritt weiter gekommen...

Am Ende bleibt ein Gefühl von Dankbarkeit, dass dennoch vieles gelungen ist und Menschen und ihre Aktivtäten in den Fokus gerückt sind, die wir in anderen Jahren vielleicht nicht in dieser Intensität wahrgenommen hätten. Ein sehr wichtiges Ereignis war für mich die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Fred Bormeister für sein jahrzehntelanges Engagement und Wirken im Zusammenbringen von Menschen in Politik, Kirche und Gesellschaft. Sehr berührt hat mich die Freude von Christian Ohly und Michael Reichert, denen auf unseren Vorschlag hin Ehrenpreise des Landkreises Oberhavel überreicht wurden. Dass die Umweltkids den Hundrieser-Preis bekamen, war auch grandios! 

Menschen, ohne die es in dieser Stadt nicht vorwärts ginge, sind die Stadtverordneten, die sich ebenfalls ehrenamtlich für ihre Nachbarn sehr engagieren! Ich möchte insbesonderen danke sagen, dass wir trotz aller inhaltlichen Auseinandersetzung immer einen Weg finden, das gemeinsame Ziel, diese Stadt im Sinne der Einwohnerschaft positiv zu gestalten, gemeinsam fokussiert umgesetzt bekommen.