Stadtentdecker reißen Kaufland und Pagode ab

Meine Stadt von morgen: Schüler sehen großen Bedarf an Treffpunkten und Kommunikationsflächen

(24. Februar 2020)  Im Rahmen einer Projektwoche hatten sich Schülerinnen und Schüler des 9. bis 11. Jahrgangs des Marie-Curie-Gymnasiums mit ihrer Stadt befasst. Wie sollte die Stadt der Zukunfts aussehen, in der sie mit ihren Familien später einmal leben möchten? Welche Plätze in der Stadt sollten in Zukunft anders aussehen? Beginnend mit einem Stadtspaziergang war schnell klar, dass das heutige Kaufland-Areal, die in der öffentlichen Diskussion zur Disposition gestellte Himmelspagode, der Park am Wasserturm und das Gelände rund um den heutigen Feuerwehrstandort in Bergfelde betrachtet werden sollten. In sieben Gruppen erarbeiteten die Jugendlichen unter der Anleitung der Architektin Martina Nadanksy und Lehrerin Paulina Dura städtebauliche Konzepte und Modelle. Beides stellten sie in der Stadtverordnetenversammlung und der interessierten Öffentlichkeit im Rathaus im Rahmen einer Präsentation und anschließenden Ausstellung vor. Die Kernelemente waren schnell identifiziert: Es braucht mehr Orte der Begegnung und Kommunikation, an denen sich junge Menschen, aber auch alle Generationen treffen und miteinander in Kontakt sein können.

Drei Gruppen wünschen sich anstelle des aus ihrer Sicht archtektonisch missglückten Kaufland-Komplexes unterschiedlich ausgestaltete Shopping Center. Sie einte die Ideen moderner, glasintensiver Architektur mit viel Transparenz und regenerativer Strom- und Wärmeversorgung über Solartechnologie. Eine Tiefgarage sollte jeweils die Autos ins Untergeschoss verlagern. In einem Entwurf verbinden Glasröhren nicht nur Gebäudeteile, sondern auch das nahgelegene Gymnasium direkt mit dem Einkaufstempel. Die Ebenen sollen thematisch nach Konsumbereichen gegliedert sein und unter Mottos gestellt werden. Bars, Billardcafés, Bowling und andere Freizeitaktivitäten laden zum Aufenthalt und zu Miteinander ein - und dies jahreszeit- und witterungsunabhängig.

Zwei Gruppen befassten sich mit dem Grundstück, auf dem heute noch die Himmelspagode steht. Eine Gruppe kann sich hier ein Wohnareal in mehrern großen Wohnblöcken mit Sport- und Spielplatz vorstellen. Die zweite Gruppe hat ein Spaßbad mit Wellness-Bereich in asiatischer Architektur als Reminiszens an die Pagode und einem attraktiven Gastronomiebereich geplant. 

Auf dem Areal rund um Kita und Feuerwehr in Bergfelde wurde realistisch darüber nachgedacht, wie dieser Standort mit neuem Feuerwehrgebäude auf Säulen, einer erweiterten Kita, Seniorenclub und Bürgertreffpunkt aussehen könnte. 

Die letzte Gruppe baute den Wasserturm zur Erlebnisbibliothek mit Medien und Leseinseln bis in die Turmspitze um und verglaste die heutige Rotunde als Wintergarten für ein Café. Der Park wird in die Gestaltung eingebunden.

Eine ökologische Betrachtungsweise gehört ebenso wie eine geringe Flächenversiegelung durch Bauen in die Höhe sowie Tiefgaragen und moderne Materialien zu den Selbstverständlichkeiten der jungen Stadtplaner. Für die Projektbegleitende Architektenkammer und die Stadt Hohen Neuendorf steht auch der Anteil der Mitwirkung in der Stadtgestaltung oben in der Liste der wichtigen Impulse: Die jungen Leute begannen sich für ihre Stadt und deren Zukunft nicht nur zu interessieren. Schnell war auch bewusst: Meine Meinung zählt und ich kann gestalten - ich bin wesentlicher Teil der Zukunftsaufstellung meines Lebensumfeldes. Neben architektonischen und städteplanerischen Impulsen wirke dies auch insbesondere auf komunalpolitisches Demokratieverständnis und die persönliche Verwurzelung am Heimatort, waren sich die anschließenden Podiumsteilnehmer einig. Bauamtsleiter Michael Oleck ermunterte die Jugendlichen, sich für eine Ausbildung in der Stadtplanung zu begeistern, denn der Fachkräftemangel ist hier schon heute deutlich spürbar.