Fast 1.000 Völker in Betreuung

(22.10.2018)  Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich am 15. Februar 1948 der Imkerverein Hohen Neuendorf, zunächst als Imkerverein Birkenwerder, mit 31 Mitgliedern. Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Vereins sprachen wir mit der Vereinsvorsitzenden Christine Meinhardt und Ehrenmitglied Prof. Dr. Günter Pritsch.

Stadtverwaltung:  Frau Meinhardt, Herr Prof. Pritsch, was waren damals die Vereinsziele und haben sich diese im Laufe der Zeit geändert?
Meinhardt: Damals ging es in erster Linie um die Gewinnung von Honig für die Ernährung und den Wiederaufbau der Imkereien. Heute stehen Wissensvermittlung, Erfahrungsaustausch und die Unterstützung von Neuimkern im Vordergrund.
Pritsch: Deshalb werden auch Wissenschaftler zu Vorträgen eingeladen.

Wieviele Mitglieder hat der Verein heute und wieviele Bienenvölker werden durch diese betreut?
Meinhardt: Der Imkerverein hat vor kurzem sein 100. Mitglied aufgenommen. Laut der letzten Erhebung betreuen unsere Mitglieder derzeit knapp 1.000 Völker.

Gab es besondere Ereignisse für die Entwicklung des Vereins in der Vereinsgeschichte?
Meinhardt: Ich sehe eine Besonderheit in der Existenz einer bienenwissenschaftlichen Einrichtung seit 1952 in Hohen Neuendorf durch unterschiedliche Träger. Unser Verein, der sich durch den neuen Vereinssitz Ende der 50er Jahre in „Imkerverein
Hohen Neuendorf e.V. “ umbenannt hat, profitiert bis heute davon.
Pritsch: Die Nähe zum heutigen Länderinstitut für Bienenkunde e.V. befruchtete beide Vereine: Einerseits sind Mitarbeiter des Instituts Mitglied in unserem Verein, andererseits werden von Zeit zu Zeit von Mitarbeitern des Instituts Vorträge über bienenwissenschaftliche Erkenntnisse auf unseren Versammlungen gehalten.
Meinhardt: Unbedingt erwähnen möchte ich noch, dass im Jahr 2011 die Ortsüblichkeit der Bienenhaltung für Hohen Neuendorf von den Stadtverordneten beschlossen wurde. Dadurch haben wir Imker eine Rechtssicherheit bei der Bienenhaltung und können möglichen Nachbarschaftsstreitigkeiten von vornherein aus dem Weg gehen.

Wie hat der Verein die Wendezeit "überlebt“?
Meinhardt: Nach der Wende gaben viele Mitglieder die Imkerei auf, da die Fördermaßnahmen wegfielen.
Pritsch (ergänzt): Zu den Fördermaßnahmen gehörten günstige Honigaufkauf-Festpreise sowie die Vergütung der Bestäubungseinsätze auf Grund von Verträgen mit den Anbaubetrieben…
Meinhardt: Die Zahl der Mitglieder sank unter 40. Nach einigen Jahren der Stagnation haben wir jetzt wieder regen Zulauf. Das hängt auch damit zusammen, dass das Umweltbewusstsein gestiegen ist. Viele möchten etwas für den Erhalt der Natur über die Bestäubungstätigkeit der Bienen tun.

Was sind die Aufgaben des Vereins? Haben sich diese in den letzten Jahrzehnten gewandelt?
Meinhardt: Im Verein werden bienenkundliche und praktische Kenntnisse weitergegeben und bewahrt. Ich finde das besonders wichtig, da die Imkerei ganz überwiegend als Hobby betrieben wird. Jugendliche werden besonders unterstützt. Grundlegend gewandelt haben sich die Aufgaben nicht, lediglich die Schwerpunkte haben sich teilweise verlagert.
Pritsch: Seit 1980 ist zum Beispiel die Varroamilbe zu uns gekommen und inzwischen weltweit verbreitet. Die Bekämpfung dieses gefährlichen und häufig mit Völkerverlusten verbundenen Parasiten ist seitdem eine besondere Herausforderung an die Imkerschaft auch unseres Vereins.

Was sind Ihre aktuellen Projekte?
Meinhardt: Besonders stolz sind wir auf die Imker-Arbeitsgruppen an der Waldgrundschule Hohen Neuendorf und der Grundschule Niederheide. Diese Arbeitsgemeinschaften entstanden auf Initiative von Vereinsmitgliedern und werden durch diese unterstützt. Auch die Oberschule hat ein Bienenprojekt, bei dem wir helfen.

Wie begehen Sie den runden Vereinsgeburtstag?
Pritsch: Mit einer Festveranstaltung und geselligem Abend am 9. November mit Gästen, Essen, Trinken und einem bunten Programm inklusive bienenwissenschaftlichem Vortrag.

Weitere Infos zum Imkerverein Hohen Neuendorf gibt es auf der Internetseite www.imkerhohenneuendorf.de