Sexy in Borgsdorf

Sat.1-Dreh verwandelt Borgsdorf in eine Filmkulisse

Matthias Ludwig, Nyamandi Adrian und Adam Bousdoukos (v.l.) sind die Strip-Truppe vom Bau rund um Hauptdarsteller Eugen Bauder (im Vordergrund) alias Jonas

(18. Juli 2018)   Jens Fiebelkorn, vielen bekannt als früherer Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr, sitzt gemütlich und nichtsahnend auf seiner Terrasse, als ein „Location-Scout“ – jemand der Drehorte für Filme findet – an seinem Tor steht und begeistert von seinem Grundstück ist. Dann geht alles ganz schnell. Innerhalb von 4 Wochen verwandelt sich das Grundstück in einen Drehort, das Wohnhaus, die Scheune und die Laube werden Filmkulisse für die Sat.1-Komödie „Unsere Jungs“ mit Eugen Bauder in der Hauptrolle. Anstelle der Borgsdorfer Beschaulichkeit hat hier ein 40-köpfiges Team Aufstellung genommen. Zelte, Kameras, Mikrofonarme, Mischpulte, Scheinwerfer, Monitore und Regiestühle bestimmen die Szenerie. Die Lindenstraße hat sich mit diversen Trucks für Catering, Maske und Kostüm, Aufenthaltswagen in eine Film-Basis verwandelt, die Waldstraße in einen Technik- und Requisiten-Boulevard mit den Trucks für Licht, Ton, Kamera, Ausstattung.

Familie Fiebelkorn überlässt für 10 Tage ihr Anwesen der Filmcrew

Familie Fiebelkorn ist indessen für 10 Tage in eine Ferienwohnung in Lehnitz ausquartiert – auf Kosten der Filmgesellschaft Producers at work selbstverständlich. Zum Pressetermin steht der 36-jährige Industriemeister mit uns im Garten seines Elternhauses und guckt gelassen dem Treiben zu, eigentlich wollte er Blumen im Garten gießen, aber das wird gerade nichts. Auf seine Terrasse darf er nicht, da wird gedreht, doch er kann am Monitor mitverfolgen wie sich die Szene entwickelt. Noch fühle es sich nicht fremd an, sagt der Hausbesitzer, aber vielleicht, wenn er den fertigen Film gesehen habe, der in seinem Haus spielt. Denn das Haus wurde von innen umgestaltet: Andere Möbel brachten die Filmleute mit und strichen die Räume neu; im Film ist weiß wegen harter Kontraste keine gute Hintergrundfarbe. „Wir durften bei den Umbauten aber auch nein sagen und Farben aussuchen“, sagt Jens Fiebelkorn. Die Farbe wird demnach bleiben, auch wenn die Möbel der Familie wieder an ihrem Platz stehen.

Am Film-Set müssen viele Teams koordiniert werden

Vorbereitet hat das alles Produktionsleiterin Jutta Bürsgens mit ihrem Team. Die Dreharbeiten selbst managt Herstellungsleiterin Monika Kintner-Becking. Die studierte Produktionsleiterin hat keine leichte Aufgabe, die unterschiedlichen Teams der Technik und Schaupieler zu koordinieren, damit alle immer pünktlich am richtigen Platz sind. So ein Drehtag dauert von etwa 10 Uhr morgens bis häufig nicht vor 20 Uhr die letzte Klappe fällt. Spielen Kinder mit, ist es besonders anspruchsvoll, denn diese dürfen höchstens drei Stunden täglich am Set sein. Aber 20 Jahre Erfahrung sind eine gute Voraussetzung, um die Kollegen zusammenzubekommen, die in dieser Besetzung zum ersten Mal miteinander arbeiten. Das ist durchaus üblich, berichtet Monika Kintner, häufig kennt sie als Herstellungsleiterin zwar den „Head“, den jeweiligen Chef des Teams von Ton, Licht, Maske, Kamera, u.a. aber die Mitarbeiter sind oft neu. Ein gedrucktes und gebundenes DinA5-Heft zieht sie aus der Tasche, in dem alle Mitwirkenden mit ihren Kontaktdaten verzeichnet sind, damit man sich ansprechen und erreichen kann und blättert einen Familiennamen nach, denn alle sprechen sich nur mit Vornamen an. Die Stimmung am Set passt. Der Ton ist freundlich, das Team jederzeit hilfsbereit und ansprechbar, obwohl es heute schon zwei Stunden Zeitverzug gibt.

Regisseur Florian Gärtner ist begeistert von Borgdorf und seinen Menschen

Regisseur Florian Gärtner nimmt sich dennoch kurz für die Presse Zeit. Er ist begeistert von der Kulisse, dem Dreh, der Crew und vor allem von den Borgsdorfern: „Niemand fühlt sich gestört, alle sind interessiert – die Menschen teilen unser Fieber für das Filmemachen. Dazu der Sonnenschein… Es ist perfekt!“. Für den 50-jährigen Wahl-Berliner, der seit 30 Jahren in Kreuzberg lebt, ist es der 20. Film, der fünfte, den er für Pro.7 / Sat.1 dreht. Er mag das Drehbuch, in dem es um Jonas (Eugen Bauder) geht, der nach einer gescheiterten Modellkarriere in den USA zurück nach Neuseelow – so heißt Borgsdorf im Film – kommt. Einen neuen festen Job hat Jonas nicht. Bei einem Aushilfsjob auf einer Baustelle entdeckt der gutgebaute Mann allerdings sein wahres Talent: Die Damen aus dem Bürokomplex sind bereit, ihm jede Menge Geld dafür zu zahlen, dass Jonas seine Hüllen fallen lässt ... Schnell ist die Idee geboren, mit seinen Kollegen vom Bau eine Striptruppe zu gründen. Doch damit fangen die Probleme erst an… (Filmbeschreibung: Nathalie Galina, ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH). Florian Gärtner mag den augenzwinkernden Charme, mit dem diese Komödie durchaus mit Sexapeal ein ernstes Thema erzählt.

Monika Kintner hingegen ist begeistert, endlich zum ersten Mal mit Florian Gärtner zu arbeiten, den sie zwar seit 15 Jahren kennt und dem sie neben einer angenehmen Zusammenarbeit vor allem attestiert, wunderbar feinfühlig und emotional erzählen zu können.

Ausgestrahlt wird der Film von Produzent Christian Popp im November dieses Jahres im Privatfernsehen auf Sat.1.

 

Regisseur Florian Gärtner und Kamerafrau Ulrike Heß auf dem Weg zum Dreh
Jens Fiebelkorn sieht dem Treiben auf seinem Anwesen gelassen zu
Auf dem Monitor verfolgt ein Teil der Crew die Dreharbeiten