Pflege- und Entwicklungskonzept Herthamoor
(21.04.2016) Das Herthamoor in Bergfelde ist ein schützenswertes Biotop, in dem 19 Arten leben, die auf der Roten Liste stehen. Damit es so bleibt muss allerdings eine Menge getan werden - jedoch sehr behutsam und nach gründlicher Abstimmung der einzelnen Maßnahmen mit den Umweltbehörden. So lautet grob die Formel, auf die Christian Grabowski vom Planungsbüro "Umweltvorhaben Berlin - Brandenburg Dr. Klaus Möller. UBB" die Entwicklungsperspektive für das Herthamoor brachte. Vorgestellt wurde das Konzept in der Grundschule Niederheide Ende April. Ohne Pflegemaßnahmen, so das Fazit des Planungsbüros, droht das wertvolle Niedermoor zu verlanden. Das Planungsbüro untersuchte im Gegensatz zu vormaligen Studien nicht nur die Moorstruktur, sondern in einem hydrologischen Gutachten darüber hinaus auch die zugrundeliegenden Wasserströme sowie die Artenvielfalt. Obwohl durch Umwelteinflüsse das Moor als "gestört" betrachet werden muss, hat sich ein wertvolles Biotop entwickelt, dessen Fortbestand und möglicherweise sogar Weiterentwicklung es zu unterstützen gilt.
"Das Herthamoor stellt mit dem Hangquell- und Seggenmoor, Erlenbruch, Erlen-Eschenwald und Bieselfließgraben einen charakteristischen und naturschutzfachlich bedeutenden Landschaftsteil innerhalb der Biesel-/Kindelfließniederung dar und bildet gleichzeitig mit den auf Berliner Gebiet angrenzenden Feuchtwaldbiotopen und dem dortigen Hubertussee einen zusammenhängenden Biotopkomplex der Feucht-, Moor- und Gewässerbiotope", formuliert es die Präsentation.
Erhalt und Entwicklung natürlicher bzw. naturnaher Feuchtbiotope als Lebensraum und Fortpflanzungsstätten insbesondere von Amphibienarten und anderer typischer wildlebender Tier- und Pflanzenarten sowie als wichtige Jagdgebiete für Fledermäuse unter besonderer Berücksichtigung gesetzlich geschützter Biotope und Arten, lauten die Zielstellungen für das Entwicklungs- und Pflegekonzept. Allerdings haben sich hier nicht nur seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt, sondern auch sog. invasive Arten, die meist von Menschen im Garten gepflanzt wurden und sich in Biotopen nun ungehindert ausbreiten, beispielsweise das Springkraut oder der Staudenknöterich. Doch einfach ausreißen, wie das einige Anwohner gerne tun würden, würde das Problem im Wortsinne nicht an der Wurzel packen, zumal das Springkraut durch Auslichtung viel besser gedeiht. So schlagen die Planer Maßnahmen in vier Prioritätsebenen vor. Mit Priorität 1 sollen die Moore und der Herthasee mit regelmäßiger Wiederholung alle zwei bis drei Jahre, später alle 5 Jahre von - nachwachsender - Verbuschung befreit werden; vor allem Erlen und Weiden haben sich hier ausgebreitet. Diese Maßnahme soll die Wasserqualität erhalten und der Verlandung entgegenwirken. Im Seggenmoor soll jedes Jahr alternierend jeweils die Hälfte der Vegetation gemäht und abgefahren werden, um zu starke Nährstoffzuführung zu verhindern. So entsteht auch durch Entnahmen etwa eines Viertels des Erlenbestandes nach und nach wieder eine Öffnung des Moores Richtung Erlenbruch. Der Trockenrasen soll ebenfalls gemäht werden.
Das Wasser in den Mooren entstammt laut dem hydrologischen Gutachten aus Schichtenwasser und nicht aus dem Grundwasser. Dies hat zur Folge, dass der Wasserstand nahezu ausschließlich von den jahreszeitlichen Niederschlägen abhängt. Hohe Verdunstungs- und Abflussraten im Sommer Richtung Bieselheide wirken sich ungünstig auf die ansässigen seltenen Tierarten aus. Insofern schlägt das Planungsbüro Maßnahmen vor, die das Wasser im Moor zurückhalten und den Abfluss verringern sollen. Deshalb soll der Wasseranstau stabilisiert und der Abfluss in das natürliche Bachbett des Bieselfließes in Richtung Stadtgrenze Berlins verlagert werden. Die derzeitige künstlich geschaffene Abflussrinne soll mittels 3 sog. Erdplomben geschlossen werden.
Das Planungsbüro wertet das Herthamoor als "beispielhaften Ausschnitt der regionaltypischen Kulturlandschaft mit hoher Landschaftsbildqualität" und möchte es daher auch als "Naturerfahrungsraum mit naturschutzpädagogischen Angeboten", beispielsweise in Form von Informationstafeln, erschließen - allerdings sehr behutsam. Insofern wird eine Wegebeziehung vorgeschlagen, die zwar an zwei Stellen an das Moor heranführt und mittels einer Steganlage auch erfahrbar macht. Auf einen Durchgang oder Rundweg wird jedoch aus naturschutzrechtlicher Sicht verzichtet.
Der weitere Werdegang liegt nun in den Händen der Stadtverordnetenversammlung, die noch im Mai das Entwicklungs- und Pflegekonzept beraten soll. Beschließt die SVV, das Konzept umzusetzen, folgt eine dezidierte Abstimmung zwischen der Stadtverwaltung, dem Planungsbüro, den Anwohnern, die teilweise Eigentümer der in Rede stehenden Flächen sind, und den Naturschutzbehörden. Anwohner und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald setzen sich seit Jahren im Ehrenamt sehr für den Erhalt der Moorlandschaft ein. Künftig soll dies nach einem dezidiert ausgearbeiteten Plan geschehen, dessen Grundlage das vorgestellte Gutachten bildet.