Pflege vor Ort
(19. Januar 2022)
Etwa ein Viertel der Menschen in Hohen Neuendorf ist heute älter als 65 Jahre. Ab 2030 soll es schon ein Drittel sein. Wie in vielen anderen Brandenburger Kommunen wird das Thema Pflege deshalb zunehmend wichtiger. Mit Sabrina Bethke gibt es nun eine „Pflegelotsin“, die die Bedarfe in der Bevölkerung und das breite Spektrum der Unterstützungsangebote miteinander vernetzt. Für die Projektstelle und weitere Maßnahmen erhält die Stadt vom Land Brandenburg eine Förderung in Höhe von rund 100.000 Euro aus dem Pakt für Pflege.
Schon jetzt befinde sie sich im Austausch mit Senioreneinrichtungen, Ambulanten Pflegediensten und Sozialstationen, berichtet Sabrina Bethke bei ihrer Vorstellung. „Im ersten Schritt meiner projektbezogenen Tätigkeit geht es um den Aufbau eines umfassenden Pflegenetzwerkes der Stadt Hohen Neuendorf. Dieses soll alle in der Kommune tätigen Akteure rund um die Themen Senioren und Pflege miteinander verbinden“, so die 42-jährige examinierte Krankenschwester. Das beinhalte auch alltagsunterstützende Angebote und Arztpraxen. „Am Ende entsteht dadurch ein Netzwerk der kurzen Wege, in dem alle Partner voneinander wissen und Menschen, die Unterstützung benötigen, ganz gezielt vermitteln können. Dabei nehmen wir auch jene Akteure mit, die zum täglichen Lebensumfeld von pflegebedürftigen Menschen gehören, beispielsweise Seniorenvereine, Wohnungsunternehmen, Kirchengemeinden und den Seniorenbeirat.“
„Viele Angebote werden nicht abgerufen“
Warum es notwendig ist, ein solches Netzwerk zu etablieren, verdeutlicht Hohen Neuendorfs Integrations- und Teilhabebeauftragte Carolin Bloeck mit Verweis auf das Pflegedossier 2021 der Fachstelle Altern und Pflege im Quartier im Land Brandenburg: „Die Broschüre zeigt auf, dass viele Angebote, die es für ältere und pflegebedürftige Menschen gibt, gar nicht abgerufen werden.“ Ursächlich dafür sei ein mangelnder Bekanntheitsgrad. „Viele Betroffene kennen ihre Rechte nicht und wissen deshalb auch nicht, wo sie Beratung und Unterstützung finden können.“
Bürgermeister Steffen Apelt zeigt sich angesichts der neuen Projektstelle für die Zukunft optimistischer: „Auch ich war überrascht davon, wie viele Potentiale in der Pflege- und Unterstützungslandschaft ungenutzt bleiben. Ich bin mir aber sicher, dass mit Sabrina Bethke als Pflegelotsin künftig mehr Angebote bei den Menschen, die sie benötigen, ankommen.“
Regelmäßige Sprechstunden in Planung
Für Sabrina Bethke wird es nicht bei der reinen Netzwerkarbeit bleiben; weitere Angebote zur Unterstützung von älteren und pflegebedürftigen Personen befinden sich bereits in der Vorbereitung. „Wir werden auch ein Beratungsangebot für Betroffene und Angehörige mit festen wöchentlichen Sprechzeiten etablieren und bei Bedarf auch eine aufsuchende Beratung. Darin befassen wir uns mit den fallspezifischen Problemlagen und schauen, welche Entlastungs- beziehungsweise Unterstützungsangebote der Klient aktuell benötigt und wie er diese wahrnehmen kann.“ Später im Jahr soll es zudem Informationsveranstaltungen und Schulungen zu Themen geben, die für ältere Menschen und Angehörige wichtig sind, etwa zum Thema Demenz.
Sobald für die beratende Sprechstunde Raum und Termin gefunden sind, wird die Stadtverwaltung erneut darüber informieren.