Bienenzüchter tagen in der Stadthalle
(8. November 2021)
In der mit honiggelbem Holz ausgeschlagenen Stadthalle begrüßt der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Torsten Ellmann, am 6. November die 120 aus Deutschland, Litauen, der Schweiz, Österreich, Belgien und den Niederlanden angereisten Gäste: „Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Bienenzüchtern und Wissenschaftlern verbessern und Züchterwissen für den Nachwuchs bewahren.“
„Wenn es den Bienen gut geht, geht es auch den Menschen gut“, bekräftigt Bürgermeister Steffen Apelt das Image der Bienenstadt.
Bienenkunde hat in Hohen Neuendorf eine lange Tradition. Schon 1952 gab es hier ein Forschungsinstitut der Humboldt-Universität für Bienenkunde und Seidenbau und ab 1970 eine Forschungsstelle für Bienenwirtschaft. Diese sollte nach der Wende abgewickelt werden, wie Dr. Stolze, ehemaliger Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, in seinem historischen Überblick erklärt. Nach langem Kampf wurde 1992 das Länderinstitut für Bienenkunde gegründet, das nun in Hohen Neuendorf eine zentrale Anlaufstelle für Forschende und Imker aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist.
Forschung und Imker sollen zusammen arbeiten
Der Leiter des Länderinstituts, Professor Kaspar Bienefeld, blickt dagegen nach vorn und erklärt den Zuhörern, welche Forderungen an die Biene der Zukunft gestellt werden. Tierwohl und Nachhaltigkeit müssen stärker in den Blick genommen werden, „denn auch Insekten können Schmerzen erleiden.“ Die Bienen sollen resistent gegen Krankheiten und Klimawandel werden, eine hohe Produktivität beim Bestäuben und der Honigbereitung haben und dabei möglichst selten stechen. Ein Schlüssel dazu ist das Enträtseln des genetischen Codes verschiedener Bienenarten. Ein anderer die Erhaltung regionaler Vielfalt bei den Bienenvölkern, damit keine Einheitsbiene entsteht, ähnlich den anfälligen Monokulturen in der Landwirtschaft. Die Zusammenarbeit mit den Imkern ist zum Erreichen dieser Ziele unerlässlich und sollte weiter verstärkt werden.
Pollensammeln und Klimawandel
Über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bienenzucht forscht der Leiter des bayerischen Instituts für Bienenkunde und Imkerei, Dr. Stefan Berg. „Die Honigbiene ist ein Überlebenskünstler und Erfolgstyp, aber wir müssen uns trotzdem fragen, ob zukünftig genug Nahrung für die Bienen da sein wird“, sagte er. „Jedes Volk braucht pro Jahr 150 kg Nektar und 25 kg Pollen nur für die Eigenversorgung. Dabei ist noch kein Gramm Honig produziert.“ Durch die Erwärmung blühen zum Beispiel die Obstbäume früher und die Obstblüte ist kürzer. Auch die Bienen schwärmen früher aus. Allerdings sind die Tage dann noch kürzer und es gibt weniger Sonnenstunden für Bestäubung und Nektarsammeln. Im Spätsommer und Herbst dagegen verlängert sich die blütenarme Zeit mit wenig Nahrung für die Bienenvölker.
Neben vielen Denkanstößen geben die Referenten den Züchtern auf den Weg, vor welchen Aufgaben die Imker stehen und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse schon in die Praxis umgesetzt werden können. (Text / Foto: dd)