Projekt "Hierbleibekisten" (2014)

02.12.2014

Verfahren: Sieben Hierbleibekisten gingen im Januar 2014 in Hohen Neuendorf und Birkenwerder in Umlauf. Schulen, Senioreneinrichtungen, Lückeprojekte und Jugendclubs, Sportvereine, Gewerbetreibende, Kulturschaffende und die Kirchengemeinden erhielten eine gestaltete Umzugskiste. Jede Gruppe sollte dort all jene Gedanken und Dinge hineinpacken, die ihren Wohnort aus ihrer Sicht liebens- und lebenswert machen, sei es fotografiert, gemalt, gedichtet, gesungen, gefilmt, gebastelt... Dann ging es in den Umlauf. War also beispielsweise die eine Schule fertig, bekam dieselbe Kiste die nächste Schule. Die jungen Menschen, Lehrer und Eltern sollten den ankommenden Inhalt diskutieren und ergänzen. So ging es reihum. In einer großen Abschlussveranstaltung wurden die Kisten dann ausgepackt und ihr Inhalt veröffentlicht. Hier konnten nicht nur alle, die im ersten Halbjahr 2014 die Kisten in eigenen Reihen bestückt haben, die Kisteninhalte der anderen Bevölkerungsgruppen kennenlernen, auch die breite Öffentlichkeit konnte mitdiskutieren, was an den Orten im Bezug auf die gezielten Bedürfnisse der Bevölkerungsgruppen bereits gelungen realisiert ist, und wo es andererseits Verbesserungsbedarf gibt.

Ergebnisse: Mehr Bestätigung als Überraschung erbrachte die Auswertung der Inhalte der Hierbleibekisten Anfang November in der Aula der Roten Schule, an der sich rund 30 Interessierte aus Hohen Neuendorf und Birkenwerder beteiligten. Ganz klar schälten sich die Bereiche mehr Freizeitangebote und bessere Einkaufsmöglichkeiten vor Ort für Jugendliche und ältere Menschen, bezahlbarer, kleinteiliger Wohnraum in Zentrumsnähe und eine deutliche Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, um gerade älteren und jungen Menschen die Teilnahme an verteilten Angeboten im Betrachtungsgebiet leichter zu ermöglichen, heraus. Damit konkretisierten die Ergebnisse die Erkenntnisse aus dem Hohen Neuendorfer Leitbildprozess und dem Demografie-Workshop von 2012. „Wir sehen hier eine Forderung aus einer Kiste unterstrichen: 'Aufhören zu reden, machen'!“, resümierte Dr. Chris Thümmler, Vorsitzender der AG bei der Auswertungsveranstaltung. Kommunalpolitiker, Mitwirkende und Verwaltung diskutierten die eingebrachten Idee auf Realisierbarkeit und nahmen sich vor, überörtlich gemeinsam die Entwicklung vernetzt zu denken, zu planen in eine ortsübergreifende politische Diskussion zu bringen. Nicht jedes Angebot kann in jedem Viertel vorgehalten werden, so der Tenor.

Hintergrund: Erfunden wurde das Projekt in der "Arbeitsgruppe Jugend und Senioren" zur Gestaltung des demografischen Wandels. Eine der am stärksten abwandernden Bevölkerungsgruppen sind Jugendliche und Heranwachsende etwa zwischen 15 und 24 Jahren. Warum ist das so? Was könnte sie halten oder zum Wiederkommen bewegen? Schnell war den AG-Mitwirkenden klar, dass es bisher keinen geeigneten Kommunikationsweg gibt, herauszufinden, was die einzelnen Bevölkerungsgruppen möchten, was ihre speziellen Bedürfnisse in der Stadtgestaltung und in der Stadtgesellschaft sind. Wie erreicht man die Menschen, erhält viele Informationen und kommt schließlich auch untereinander ins Gespräch, was gefällt und was fehlt? So entstand die Idee der "Hierbleibekiste".