Die Havel errlebbar gestalten

Stadtentwicklungs- und Bauausschuss machen sich beim Ortstermin ein Bild und zahlreiche Pläne

 Jutta Lindner (SPD) genießt den Sonnenuntergang auf der neuen Bank aus dem Bürgerhaushalt am Havelufer.

 

(21.09.2016)  Es könnte so schön sein, wenn es nur auch einfach und nicht so kostspielig wäre... Beim Ortstermin an der Havel waren sich die Mitglieder des Stadtentwicklungs- und Umweltausschusses sowie des Bau-, Sicherheits- und Ordnungsausschusses einig: Mit der Havel hat die Stadt ein Kleinod, das noch keinesfalls ausreichend erlebbar für die Einwohnerschaft und Gäste der Stadt ist. In der anschließenden Sitzung im Rathaus hob Bürgermeister Steffen Apelt zunächst auf das Leitbild ab: "Die grüne Stadt am blauen Band der Havel" lautet der Titel - hier haben wir eine Menge zu entwickeln, bevor das "an der Havel" tatsächlich spürbar wird - dieses Profil gilt es deutlich zu stärken", führte er in das Thema ein. Den Antrag, das Machbare zu untersuchen, hatte jüngst die CDU-Fraktion gestellt und trat damit offene Scheunentore bei allen Fraktionen und der Verwaltung ein. Explizit wünscht sich die Fraktion eine Naturwasserbadestelle, eine Steganlage u.a. zum Einsetzen von Kanubooten, und einen wassernahen Geh- und Radweg.

Zahlreiche Schwierigkeiten für mögliche Badestelle

Einen Zugang für Kanufahrer und Angler gibt es bereits in der verlängerten Goethestraße, allerdings ohne Steganlage. Eigentümer Udo Vorkauf hat diesen Bereich für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Doch eine Badestelle an dieser Stelle scheint illusorisch, das Wasser ist am Rand nicht tief, der Boden besteht aus scharfkantigen Steinen und das Baden in einer Bundeswasserstraße ist ohnehin lebensgefährlich und zumeist verboten. Die Bauverwaltung hat jedoch weiter nördlich Richtung Birkenwerder am Altarm der Havel eine Stelle entdeckt, an der Baden vielleicht möglich wäre. Dafür müssten aber zumindest auch zwei Brücken gebaut werden, was die Sache sehr teuer machen würde. Ein großes Problem sind zudem die Eigentumsverhältnisse entlang der Havel. Nur ein Teil der Grundstücke gehört der Stadt, einiges ist mittelfristig verpachtet, einiges gehört Privatleuten, die der Überquerung durch einen öffentlichen Weg zustimmen müssten, wodurch das eigene Grundstück vom Wasser getrennt würde. Generell gehört ein Streifen entlang des Ufers dem Bund, dem Bundesschifffahrtsamt. Das sind die ehemaligen Treidelwege, auf denen einst Schiffe stromaufwärts von Fuhrwerken gezogen wurden. Ein Teil dieser Flächen liegt im Wasser, ein Teil im Uferbereich. Und dann sind da noch die Ausbaupläne für Wasserstraßen - darin ist auch der Hohen Neuendorfer Havelabschnitt zum Ausbau vorgesehen. Ob die Pläne aktuell sind, konnte an diesem Abend noch nicht geklärt werden.

Das ehemalige Bollwerk, auf dem gegenwärtig die erfolgreichen Hohen Neuendorfer Bogenschützen trainieren, steht in jeder Debatte zum Thema im Mittelpunkt des Interesses, denn es gehört der Stadt. Es ist aber auch der Bereich, in dem hohe Investitionen in das Abstützen des Uferbereiches durch Spundwände getätigt werden müssten, um die Sicherheit der Passanten zu gewährleisten.

Kleine Schritte bei der Entwicklung des öffentlichen Havelzugangs

Am vorläufigen Ende der Debatte der Ausschüsse standen viele Fragezeichen und der klare Wunsch, in der Entwicklung des Havelzugangs voran zu kommen - und sei es zunächst in kleinen Schritten und vielleicht in Abschnitten, wenn die durchgängige Wegeführung nicht möglich wäre. Nun wird die Bauverwaltung in einem ersten Schritt genaue Informationen über die Ausbaupläne des Bundes, die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen der Bebaubarkeit dieses Uferbereichs einer Bundeswasserstraße sowie die genauen Eigentumsverhältnisse einholen. Das Bollwerk soll dabei einbezogen, aber nicht vorrangig betrachtet werden, so dass es in den nächsten Jahren Trainingsstätte des Vereins bleiben kann.

Einweihung von zwei Sitzbänken aus dem diesjährigen Bürgerhaushalt

Dass auch die Bürgerschaft sehr gerne mehr von der Havel hätte, zeigen viele Vorschläge aus dem Bürgerhaushalt der letzten Jahre, die die gleiche Intension zeigen. Immerhin konnten jetzt aus dem aktuellen Bürgerhaushalt zumindest zwei Sitzbänke und Mülleimer an der Havel realisiert werden. Der wunderbare Blick und die Ruhe entschädigen dabei ganz sicher für den sumpfigen Trampelpfad, der zurzeit an das Ufer führt. Geheim ist dieser Tippe allerdings offenbar schon lange nicht mehr, denn eine ausgewiesene Spur ab dem großen Schifffahrtsweg Richtung Süden zeigt, dass zumindest Hundebesitzer und andere Spaziergänger eben genau das bereits tun, was nun formell nachvollzogen werden soll: Die Abschnitte, die begehbar sind, für die Naherholung zu nutzen.