Voruntersuchung für neues Stadtquartier im Zentum

Kleinteiliger, bezahlbarer Wohnraum im Zentrum rückt näher

(11.04.2017)  "Entwicklungsmaßnahme zur Baulandmobilisierung" heißt im Planungsdeutsch die mögliche Entwicklung eines neuen Stadtteils in der zentralen Lage Hohen Neuendorfs. Zwischen 2.600 und 3.000 Menschen könnten hier in 15 bis 20 Jahren wohnen. Eine Voruntersuchung, die politische Diskussion und eine erste Bürgerbeteiligung am 3. Mai 2017 sollen nun Erkenntnisse bringen, welche Art der Bebauung geeignet ist und positiv gestaltend auf die Stadtmitte wirkt. Das Planungsbüro WERKSTADT aus Berlin stellte in der Aprilsitzung des Stadtentwicklungsausschusses erste Gedanken in drei Planungsvarianten vor.

Wohnen, Freizeit und Verkehr

Beginnend an der Bahnlinie hinter dem Rathaus erstreckt sich der betrachtete, 35 Hektar große Bereich östlich und westlich der B96 von der Himmelspagode bis zur Siedlung Am Spargelfeld und von der Bahntrasse über das Wasserturmgelände bis einschließlich des Waldes im Norden des Kirchenfeldes. Es ist vorgesehen einen durchgrünten Stadtteil zu entwickeln, der in den Varianten neben den Wohnbauflächen auch einen großen, angelegten Grünzug in unterschiedlicher Ausprägung zeigt. Im Süden finden sich Wohnbauflächen für bis zu 4-geschossige Bauten in unterschiedlicher Größe, um das Quartier gegen den Bahnlärm zu schützen. Einfamilien- und Doppelhäuser durchmischen das Areal. Unterschiedlich angeordnet gehören zum Konzept jeweils Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, wie z.B. eine Kita, sowie Grün-, Spiel- und Sportflächen. Auch neue Verkehrsflächen im Quartier einschließlich ihrer Anbindungen an die Oranienburger Straße und die Birkenwerderstraße sind berücksichtigt, um den zusätzlich entstehenden Verkehr zu leiten. Für Fußgänger soll die Querung der Oranienburger Straße verbessert werden.

Apelt: "Soziale Durchmischung vor Verdrängung schützen"

Die Stadt ist zu 30 Prozent Eigentümerin der betrachteten Flächen, ca. 55 Prozent sind in Privateigentum und ca. 15 Prozent sind Erschließungsflächen.

In Hohen Neuendorf hat die Stadt solch ein Konzept in Borgsdorf auf dem Areal der ehemaligen Nelkenzucht erfolgreich umgesetzt. Die Stadt wird weiter wachsen. Die Prognosen gehen von einem Wachstum der Einwohnerschaft von über 10 Prozent bis 2030 aus. Allerdings gibt es keine Möglichkeit der zusätzlichen Flächenentwicklung an den Rändern, sondern nur noch durch Innenverdichtung, so will es die Landesplanung.

Bürgermeister Steffen Apelt wies in der Sitzung deutlich darauf hin, dass es in Hohen Neuendorf nicht zu einer Verdrängung von Menschen mit mittleren oder geringeren Einkommen kommen dürfe, weil sich Mietwohnungen aufgrund von Knappheit immer weiter verteuern würden. Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Zuzug weiter anhalten werde - es gelte, dies in der Stadtentwicklung verträglich und unter Sicherung des grünen Charakters der Stadt zu gestalten, um eine gesunde soziale Mischung in der Stadt zu erhalten. Städtebauliche Katastrophen verhindere man am besten, indem die Stadt selbst im Eigentum der Flächen stehe und über Bebauungspläne und städtebauliche Verträge die Entwicklung gezielt steuere.

Kritik der Fraktionen an Grünanteil und Klimaschutz

Oliver Jirka von den Grünen forderte, eine alternative Variante vorzustellen, die vom Erhalt des Waldes im Norden des Areals ausgehe. Ferner sprach er von maximal 1.500 zusätzlichen Einwohnern, die dieses Quartier vertrage. In die gleiche Richtung argumentierte der Fraktionsvorsitzende des Stadtvereins, Dr. Hans-Joachim Guretzki, der auf die Notwendigkeit von Abluftschneisen für Berlin verwies. "Wir haben jetzt schon schlechte Luft hier, geschlossene Grünflächen haben eine große klimatische Bedeutung. Bisher fehlt eine klimatische Betrachtung. Das ist kein Gestalten von Grün, sondern ein Übriglassen". Er forderte, neue Planungsansätze zu betrachten.

Christian Wolff, Fraktionsvorsitzender der CDU hingegen legte den Fokus auf das notwendige gemischte soziale Gefüge: "Vielleicht müssen wir hierfür in Bezug auf Grünflächen den einen oder anderen Kompromiss machen." Steffen Apelt nannte es „wirklichkeitsfern“ anzunehmen, der Zuzug lasse sich auf diese Weise begrenzen: „Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Stadtverordneten haben uns mit großer Mehrheit ins Pflichtenheft geschrieben, bezahlbaren Wohnraum zu entwickeln. Das tun wir! Die Flächen gehören uns aber nicht – wenn sie privat von Investoren bebaut werden, bekommen wir keine komplexe Planung, die ökologische und Verkehrsfragen detailliert mit untersucht und löst. Riskant für die Stadtentwicklung ist es, das Heft des Handelns nicht in die Hand zu nehmen. Diese Skizzen sind noch keine endgültige Wahrheit, es sind erst einmal Annahmen, die wir untersuchen wollen. Wo liegen die konkreten Probleme und wie könnte man sie lösen.“

Die Stadtverwaltung lädt zu einer öffentlichen Vorstellung der Planungsvarianten im Rahmen einer Bürgerbeteiligung am 3. Mai 2017 um 18 Uhr in die Grundschule Niederheide ein.